Hano hat endlich einen Namen: Sie heißt Kathrina – 1.11.2021

Hano hat endlich einen Namen: Sie heißt Kathrina – 1.11.2021

Als wir von den Augrabies Fällen nach Norden fahren, trauen wir unseren Augen nicht: Wenige Kilometer nach dem kleinen Ort Blouputs enden die Zäune! Von Port Elizabeth bis hierher waren entlang aller Straßen, auch auf den kleinen Pisten, rechts und links Zäune gewesen. In der Nähe von Kimberley sogar zwei Zäune: zunächst ein niedriger mit Stacheldraht, dahinter dann ein hoher Elektrozaun.

Und hier am Nordufer des Oranje fehlen plötzlich die Zäune. Ein unbändiges Freiheitsgefühl überkommt uns. Aber – wer tut sich diese Fahrerei an? Hano tuckert mit max. 5 km/h brav über Felsen und durch Auswaschungen, bergauf und bergab. Bei einem Hügel, der vollständig aus Rosenquarz besteht, halten wir an und klettern hinauf. Einfach irgendwo anhalten und hinlaufen, wohin man will – welch ein Luxus in diesem eingezäunten Land!

Als wir oben sind, kommt Bertha angefahren. Bertha hält neben Hano (der natürlich nicht abgeschlossen ist, und die Fensterscheiben sind wegen der Hitze heruntergekurbelt). Ihre Insassen, Mary und Solomon mit Hündin Fiffi, steigen aus, winken fröhlich hoch, laufen etwas am Fuße des Hügels herum und fahren dann weiter. Wenige Kilometer später stehen sie im Baumschatten in einem trockenen Flussbett. Wir halten an, bekommen unseren ersten Moerkoffie angeboten und stellen fest, dass wir nicht nur denselben Weg, sondern auch das gleiche Ziel haben, nämlich den schönsten Campingplatz in Südafrika.

Wenige Kilometer später zweigt von der bereits sehr herausfordernden Piste eine noch kleinere Piste mit noch mehr Schräglagen ab. Wir schaukeln zwei nervzehrende Kilometer in die Schlucht hinein, bei jedem Meter muss man acht geben, wo das Fahrzeug seine Räder hat. Auswaschungen, abschüssige Felsen, Steinhaufen – teilweise glauben wir nicht, dass dies eine befahrbare Piste ist. Doch dann sind wir unten, beziehen einen Stellplatz direkt mit Blick in die Schlucht, die ein sich mehrfach reflektierendes Echo wirft. Rechts und links geht es über 100 Meter steil nach oben, mit überhängenden Felsen, vor uns liegt ein Schilfgürtel. Eine heiße Quelle speist drei kleine Pools mit unterschiedlichen Temperaturen. Im kältesten Pool fühlt man sich wie in einer Höhle: auf drei Seiten von Fels umgeben, vor einem der Schilfgürtel und darüber der Blick in die Schlucht. Jeder Vogelruf hallt mehrfach wieder – die Rufe der kleinen Vögel im Schilf ebenso wie die der Adler, die majestätisch über der Schlucht kreisen. Das mittlere Becken lassen wir aus und wärmen uns im heißesten Pool wieder auf. Hier ist der Blick offener, man sieht in allen Richtungen die umliegenden Berge. Der absolute Wahnsinn!

Morgens bei Sonnenaufgang (5:50-6:00 Uhr) starten Vogelgruppen aus dem Schilf. Hunderte von Vögeln formieren sich in zwei, drei Kreiseln über dem Schilf und fliegen dann kerzengerade und pfeilschnell wie ein Geschwader ganz dicht über unseren Köpfen die Schlucht entlang. Das Geräusch ist ehrfurchtgebietend. Zehn bis fünfzehn dieser Geschwader starten morgens und kommen bei Sonnenuntergang (19:00-19:10) wieder zurück, in demselben faszinierenden Tiefflug.

Dieses Naturschauspiel ist einzigartig.

Hinzu kommen intensive Gespräche mit Mary und Solomon. So viel Seelenverwandschaft und so viele komplementäre Gedanken! In den vier Tagen, die wir zusammen verbringen werden, laufen unsere Hirne und Herzen auf Hochtouren – und um Intellekt und Seele die nötige Kraft zu verleihen, werden reichhaltige kulinarische Genüsse gezaubert.

Mary ist erschüttert, dass „Hano“ nur eine Abkürzung ist und kein Name. Solomon sieht beim Brotbacken kurz zu Hano hinüber und sagt dann in seiner feinen, sich zurücknehmenden Art zu uns: „Wenn ich einen Namen vorschlagen dürfte – was haltet ihr von KATHRINA?“ Wir sind beide hingerissen. Zukünftig werden wir also nicht mehr von Hano (m), sondern von Kathrina (f) berichten. Hanomag A-L 28, getauft auf den Namen Kathrina an Allerheiligen anno 2021, im ehrwürdigen Alter von über 54 Jahren. Ganz ohne Zeremonie – denn wir haben Sol und Mary einfach geantwortet, dass wir den Namen absolut passend finden und ab diesem Moment von Kathrina geredet.

Bertha und Kathrina haben sich übrigens genauso innig auf den ersten Blick verstanden und lieb gewonnen wie ihre Insassen, was man dem Blogfoto hoffentlich ansieht.


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