Monat: Mai 2022

Ausklang mit Rückblick auf die Reise 28.05.2022

Ausklang mit Rückblick auf die Reise 28.05.2022

Wir haben beschlossen, die Reise nach Kathrinas Abfahrt noch sanft ausklingen zu lassen. Dazu haben wir uns wieder in der schönen Unterkunft eingemietet, die wir auch zu Beginn der Reise für zwei Wochen gemietet hatten.

Die Vermieter haben glücklicherweise ganz flexibel auf die vorzeitige Verschiffung reagiert, und da wir wieder zwei Wochen lang gebucht haben, haben wir nach Kathrinas Abfahrt nun rund anderthalb Wochen Zeit zum Abspannen, für schöne Ausflüge und Strandwanderungen in der Umgebung, zum Kochen und Backen, und zum Resümieren hier vor Ort in authentischer Atmosphäre.

Unterwegs ist uns bereits aufgefallen, dass die Reise verschiedene Phasen hatte, die sich – natürlich mit einer komplexen Feinstruktur – in drei grobe Phasen aufteilen lässt:

Phase 1: Tiere und Landschaften.

Zu Beginn, in Südafrika und Namibia, hatten wir unsere Reise nach interessanten Landschaftsräumen sowie unserem Wunsch nach Begegnung mit großen Tieren ausgerichtet. Wir haben zwar niemals eine Route detailliert geplant, hatten uns aber in Reiseführern und Geologiebüchern über Landschaften und Nationalparks informiert, und haben dann jeweils nach unserer eigenen Erfahrung des bereits Gesehenen und vielen Tipps anderer Reisender immer ein paar Etappen voraus geplant, niemals mit dem ernsthaften Glauben daran, diese Planung erfüllen zu müssen. Zuhause können wir mit Beschreibungen aus Reiseführern nie viel anfangen. Reiseführer müssen ja alles im besten Lichte darstellen, damit sie von möglichst vielen unterschiedlichen Menschen gekauft werden. Erst vor Ort merken wir dann, welche dieser Lobeshymnen für uns tragen und welche nicht. Daher waren für uns persönliche Berichte von Freunden und Bekannten schon immer wertvoller, da man diese viel besser einschätzen und auch nachfragen kann. Genauso Tipps von Reisenden, die man unterwegs trifft. Allen, die uns solch wertvolle Hinweise gegeben haben, gebührt hier nochmals ein herzliches Dankeschön! Auf jeden Fall standen in diesen beiden Ländern Tiere und Landschaften im Vordergrund unseres Interesses, und wir hatten schon Einiges über die Länder gehört und gelesen, und somit gewisse Erwartungen gehabt.

Phase 2: Begegnung mit den Menschen.

Als Nächstes waren wir ja spontan nach Sambia und Tansania gereist. Das kam daher, dass uns viele Reisende vorgeschwärmt hatten, wie nett und friedfertig die Simbabwer und Sambier doch seien. Daraufhin haben wir zwei Reisenden ihre Karten von diesen beiden Ländern abgekauft, und sind dann Richtung Victoria-Fälle gefahren. Da Simbabwe zu dieser Zeit allerdings einen strengen Lockdown verfügt hatte, sind wir dann doch „nur“ nach Sambia gereist – um diesen Menschen zu begegnen. Wir hatten keine große Vorstellung von dem Land, und vor allem keine besonderen Interessen, bestimmte Landschaften zu sehen, sondern wollten einfach nur Schwarz-Afrika erleben, den Menschen möglichst authentisch und unvoreingenommen begegnen. Tansania war dann wieder eine spontane Um-Entscheidung, die von drei Säulen getragen wurde: Der Empfehlung einer Reisenden, die meinte, die quirligen Tansanier seien so ganz anders als die friedfertigen Sambier; die Idee, bei der Oria Secondary School vorbei zu fahren und das Interesse an einer weiteren Kooperation zu eruieren; und unser Interesse an dem Vulkan Ol Doinyo Lengai. Auch hier war das Interesse an den Menschen der tragende Faktor, der uns hat diesen langen Weg auf uns nehmen lassen, denn eigentlich hatten wir gar nicht so weit fahren wollen. Auch wenn wir nach Tansania heilfroh waren, wieder nach Sambia zurückzukehren, haben wir hier doch wunderbare menschliche Begegnungen gehabt, und auch die Schattenseiten wie beispielsweise die korrupte tansanische Polizei, hatten einen prägenden Charakter, den wir nicht missen wollen. Zum Gesamtbild zählt eben immer alles, nicht nur die (vermeintlich) heile Welt.

Phase 3: Die Kreise schließen sich.

Als wir nach Botswana kamen, worüber wir wieder einen Reiseführer dabei hatten, hat uns, wie zu Beginn der Reise, der Wunsch nach Begegnung mit großen Tieren geleitet, der wie bereits berichtet in Savuti und am Kwhai-Fluss endlich so richtig in Erfüllung ging. In Südafrika und Namibia hatten wir ja viele wilde Tiere in den Nationalparks aus dem Auto heraus gesehen – aber durch die strengen Regeln wie „nicht aussteigen“ eben nicht (oder bessergesagt: nur durch die Fensterscheibe hindurch) erlebt. Die direkte Begegnung kam erst in den uneingezäunten Camps in Botswana. Hier hat sich gewissermaßen unser „Tier“-Kreis geschlossen.

Von der Begegnung mit den Menschen hatte Botswana gewisse Ähnlichkeiten mit Südafrika und Namibia, weil es ein sehr touristisches Land ist. Zwar nicht durch Europäer geprägt, aber voll auf Europäer hin ausgerichtet. Andererseits war es als freies Land nie von Weißen regiert gewesen, hat also ziemlich afrikanische (Gesellschafts-)Strukturen. Ein „echt“ afrikanisches Land, in dem deine Kreditkarte überall funktioniert, mit blitzsauberen Campingplätzen – dieses „Hybrid“ war für uns kaum zu fassen.

Als wir dann wieder nach Südafrika kamen, haben wir Berta und Solomon wieder getroffen, die uns ja auf den letzten vier Tagen beim ersten Südafrika-Aufenthalt begleitet hatten. Ein spannendes Anknüpfen an unsere Diskussionen Anfang November!

Auch waren wir gespannt, wie wir insgesamt die Südafrikaner, die wir zu Beginn der Reise als so außergewöhnlich herzlich und hilfsbereit empfunden hatten, nach all den Erfahrungen wahrnehmen würden. Im Grunde wieder so. Natürlich wirken die Preisanstiege und die desaströse Energiepolitik auf die Menschen ein, und zwar nicht im Positiven. Aber außer einem etwas aggressiveren Fahrverhalten und etwas weniger Freundlichkeit in einigen Geschäften haben wir die Menschen insgesamt wieder als sehr hilfsbereit empfunden. Deutschland wird sich wohl auch verändert haben…

Dann haben wir den Karoo-Nationalpark wieder besucht. Die Pisten, die uns beim ersten Besuch im Oktober so viel Ehrfurcht abgerungen hatten, fanden wir mittlerweile ganz angenehm.

Der südafrikanische Wein hat uns fast durch alle Länder hindurch getragen, nur in Tansania war der Chilenische billiger gewesen, der dort die Brücke zu unserer ersten großen Reise geschlagen hatte. Ansonsten hatten wir immer südafrikanischen Wein gekauft und uns darauf gefreut, bei der Wiederkehr einige Weingüter zu besuchen. Der Besuch der Weingüter hielt sich dann kurz, da uns einerseits die zunehmend europäischere Kultur, andererseits wohl ein sechster Sinn bezüglich Verschiffungstermin nach dem ersten Weingutbesuch hat ans Südkap abbiegen lassen. Aber wie viele Anläufe braucht man denn, um glücklich zu werden? – wir waren jedenfalls nach der ersten Gutsverkostung so glücklich, dass wir ohne das Gefühl der Unabgeschlossenheit mal wieder eine unserer Kursänderungen durchgeführt haben.

Mit unserem Mietwagen waren wir nach Kathrinas Abreise nochmals als Tagesgäste im Addo Elefant National Park. Obwohl wir auch diesmal pünktlich zur Öffnungszeit am Tor waren, haben wir diesmal viel weniger Elefanten gesehen – offen gestanden nur einen. Der Bulle war aber so charismatisch, dass wir – nachdem wir ihn ausgiebig beim Trinken und Büsche zerrupfen beobachtet und gefilmt hatten – in den südlichen Teil weiter gefahren sind, in dem es kaum noch Elefanten gibt. Wir wollten uns auch von den anderen Tieren verabschieden, und hatten hier besondere Begegnungen mit Warzenschweinen, Zebras und Kuhantilopen. Interessant war auch zu beobachten, dass der Elefant sich gegenüber dem PKW nicht anders verhalten hatte, als er es gegenüber der großen, laut und blechern klingenden Kathrina getan hätte. Nur sah er diesmal von einem kleinen Auto heraus viel größer und imposanter aus als damals aus 1,5 Meter Sitzhöhe! Die kleineren Tiere hingegen waren deutlich zutraulicher. Einen PKW kannst du direkt neben einem Zebra parken, ohne dass es Reißaus nimmt. Wir kamen den Tieren also viel näher. Das Stativ konnten wir zwar nicht aufstellen (was bei Kathrina problemlos sowohl im Führerhaus, in der Wohnkabine als auch auf dem Dach aus dem Geschützturm des Beifahrers möglich ist), aber wenn einer vorn und der andere hinten saß, konnte man auch längere Beobachtungsphasen halbwegs bequem meistern. Also wieder eine neue Erfahrung an einem bekannten Ort!

Nicht vergessen dürfen wir unseren Besuch im Pavillon des VW-Werks in Uitenhage. Wir werden hier in unsere Kindheit zurückversetzt: VW-Käfer, 1600er und natürlich der T1-Bus als Campingfahrzeug ausgebaut mit Kühlschrank. Bereits Anfang der 1950er Jahre wurden hier der VW-Käfer gebaut. Bis heute produziert VW in diesem Werk aktuelle Modelle, die teileweise von Port Elizabeth in die ganze Welt (auch nach Europa!) verschifft werden.

Und nun sitzen wir wieder in der Mittagssonne im Garten „unserer“ Little Louisa bei Port Elizabeth. Diverse exotische Vögel besuchen uns hier, einige davon waren in dem einen oder anderen Nationalpark als Besonderheit ausgewiesen (die genauen Namen befinden sich in unserem Tierbuch in Kathrina…). Nach anfänglichen Regentagen verwöhnt uns nun auch die spätherbstliche Mittagssonne, was uns im Moment die kalten Nächte vergessen lässt. Das Haus bleibt tagsüber schön kühl, sodass der Rotwein uns auch ohne Keller wohltemperiert erwartet und Leib und Seele wärmt, wenn wir nach Sonnenuntergang fröstelnd ins Haus zurückkehren. Was könnte man sich mehr wünschen für den Ausklang einer wunderbaren Reise!

Abschied von Kathrina 20.05.2022

Abschied von Kathrina 20.05.2022

Die Putz- und Packorgie am Vortag war unter widrigen Voraussetzungen, aber mit vollem Erfolg, verlaufen. Gestern regnete es fast ganztägig in Strömen. In einer kurzen Regenpause öffneten wir die Dachbox, um unser Fluggepäck in Form von Trekkingrucksäcken sowie zwei kleineren Handgepäckstücken herauszuholen und dafür Schlafsäcke hineinzutun, um in Kathrinas Schränken Platz für die vielen Werkzeuge aus dem Führerhaus zu schaffen. Da Torsten dabei klitschnass wurde, hat er die restlichen Draußen-Arbeiten gleich in kurzer Hose ohne Hemd erledigt – vier Stunden lang bei unter 10°C…

Aber alles war vorschriftsmäßig verräumt, und wir konnten Kathrina heute morgen fristgerecht zur Inspektion bringen. Die Zollbeamtin kam natürlich eine halbe Stunde nach der verabredeten Zeit – und hat nur die Fahrgestellnummer überprüft.

Um 16:00 Uhr durften wir sie dann zu zweit in den Hafen zum Autoverladekai bringen. Als der Hafenarbeiter sieht, wie wir Kathrina und ihre Kühlerfigur zum Abschied nochmal liebevoll streicheln und uns für die kurze Zeit der Überfahrt von ihr verabschieden, ist er ganz aus dem Häuschen – das hat er in 30 Jahren noch nicht erlebt. Sonst kam immer nur eine Person angefahren, und diese ist ausgestiegen, hat den Schlüssel abgegeben und ist dann ohne sich nochmal umzudrehen gegangen. Das können wir kaum glauben, aber die Menschen sind nunmal verschieden.

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung ist Kathrina schon einige Tage auf hoher See und hat das Kap der guten Hoffnung hinter sich gelassen. Sicher ist sie genauso gespannt auf unser Wiedersehen in Bremerhaven wie wir!

Die Flut und das Ende kommen oft schneller als man denkt 17.05.2022

Die Flut und das Ende kommen oft schneller als man denkt 17.05.2022

Der 17. Mai war auf allen Ebenen ein Wechselbad der Gefühle.

Was wir bisher von der viel gelobten Garden Route gesehen hatten, hatte sich mit den Beschreibungen gedeckt, die wir von Freunden und Kollegen (ergänzt bitte die :innen) erhalten hatten: „ganz nett“, aber wer in Europa schonmal an der Atlantikküste und/oder am Mittelmeer war, hat Schöneres gesehen. Wir konnten nachvollziehen, dass all diejenigen, die nur wegen der Garden Route nach Südafrika gekommen waren, unendlich enttäuscht waren. Aber wenn man lange unterwegs ist, und vor Kurzem wieder die trockene Karoo durchquert hat, findet man „ganz nett“ doch ganz okay.

Was hier ziemlich nervt, ist der Verkehr. Einerseits ist das wohl darauf zurückzuführen, dass wir auf der Straße von Kapstadt nach Port Elizabeth unterwegs sind – also erleben wir das Verkehrsgebaren genervter Städter, anstatt der gelassenen Farmer im Landesinneren. Weiterhin gibt es in Südafrika momentan starke politische Probleme – die Energiekonzerne wurden von der (vorigen) Regierung heruntergewirtschaftet, sodass nun landesweit regelmäßig der Strom abgestellt wird. Um das Chaos (kein Licht, kein Kühlschrank, bei stromabhängigen Berufen auch keine Arbeit, …) so halbwegs zu mildern, werden Abschaltpläne veröffentlicht, aber die stimmen fast nie. Ach ja, der Treibstoffpreis ist seit unserer Ankunft im September auch um mehr als 50% gestiegen, bei einigen Lebensmitteln ist der Anstieg sogar noch höher. Somit liegen bei vielen Menschen die Nerven blank, und im Verkehr kann man ja gut Dampf ablassen.

Am 17. Mai mittags kommen wir dann endlich an einer wirklich tollen Bucht an, am Keurboomstrand. Schon bei der Anfahrt, die uns einen wunderbaren Ausblick auf schroffe Felsen im Meer beschert, schlägt unser Herz höher. Super, dass wir noch 10 Tage Zeit haben, bis wir wieder zum Verschiffen in Port Elizabeth sein müssen – von hier nach Osten hin beginnt offensichtlich der schönste Teil der Garden Route. Dann der erste Schock: Der Campingplatz hat für Renovierungsarbeiten geschlossen. Als die Besitzerin die Enttäuschung in unseren Gesichtern sieht, und Torsten derselben auch verbal Ausdruck verleiht „Endlich ein schöner Fleck, und wir können nicht hier bleiben“, empfiehlt sie uns einen nahegelegenen Strand-Parkplatz am Rande eines sicheren Wohngebiets, in dem man frei stehen kann.

Wir fahren hin und erleben bei dem faszinierenden Ausblick auf die Bucht eine tiefe Freude, welche die Enttäuschung allemal kompensiert.

Zunächst kochen wir ausgiebig und essen wunderbare Champignon-Rahm-Steaks in der warmen Mittagssonne auf einer Parkbank, etwa zwanzig Höhenmeter oberhalb des brausenden Meeres. Dabei sehen wir, wie ein Südafrikaner sich in die Wellen des indischen Ozeans stürzt.

Das nehmen wir uns als Vorbild, und nach dem Café stürzen auch wir uns in die Brandung. Die Flug kommt, die Wellen wirbeln uns ordentlich umher und spülen uns zurück an den Strand. Wir gehen dabei deutlich tiefer ins Wasser als unser Vorbild. Als wir hinterher ins Gespräch kommen, zeigt er uns Fotos, die er am selben Morgen in einer benachbarten Bucht von einem über 2,5 Meter langen weißen Hai gemacht hat. Also deswegen gehen die Einheimischen nur etwas mehr als knietief ins Wasser… – aber als wir das erfahren, sind wir ja schon wieder heil ans Ufer gekommen.

Dann spricht uns eine Frau an, die Kathrina bewundert und uns mitteilt, dass 500 Meter weiter Deutsche wohnen, die vor 20 Jahren in einem Mercedes 911 eine Tour nach Südafrika gemacht haben – und dann mit Kind und Kegel hier geblieben sind. Wie es der Zufall will, hatten wir Eva im letzten Ort beim Einkaufen getroffen. Sie hatte uns kurz beim Gemüsestand angesprochen, aber nach einem kurzen und freundlichen Wortwechsel hatten wir uns jeweils wieder unseren Einkäufen gewidmet. Jetzt campen wir ganz bei ihnen in der Nähe…

Wir machen einen ausgiebigen Strandspaziergang, wobei der zum Spazieren verbleibende Sandstreifen wegen des steigenden Wassers immer dünner wird. Endlich faszinierende Felsen zum Fotografieren, die dramatisch von den Flutwellen umspült werden – und um den richtigen Ausschnitt zu bekommen, darf man sich natürlich nicht von den Wellen einschüchtern lassen! Nasse Beine und Schuhe sind das Opfer, das wir gern für dieses herrliche Naturerlebnis zahlen. Endlich wird unser Wunsch nach außergewöhnlichen Motiven erfüllt!

Als wir wieder zurück zum Parkplatz kommen, kommen Eva und Rudi, die Auswanderer, vorbeispaziert – ihre Freundin hatte ihnen gemailt, dass die nächsten verrückten Deutschen hier angekommen sind. Sie geben uns viele Tipps, was man in der Umgebung noch ansehen könnte – und wir unterhalten uns so lange, bis es schon zu dunkel für ihren geplanten Spaziergang ist.

Wieder allein, machen wir Pläne für die letzten 10 Tage unserer Reise, aufbauend auf den vielen Tipps. Jetzt ist die Zeitspanne ja überschaubar, da kann man ruhig mal etwas ins Detail planen. Auf jeden Fall stehen noch ausgiebige Fotospaziergänge im Programm, alles andere wird sich drumherum finden. Ein richtig toller Ausklang eines erfüllten Tages! Halt – er ist ja noch nicht vorbei.

Vor dem Schlafengehen ruft Torsten seine Mails ab. Die Abfahrt des Schiffes wurde um 10 Tage vorverlegt. Wir können den Termin nur dann halten, wenn wir morgen in aller Frühe nach Port Elizabeth aufbrechen, übermorgen Kathrina herrichten und sie blitzblank und „blickleer“ überübermorgen um 09:00 Uhr im Hafen abgeben. „Unmöglich, wir müssen das nächste Schiff nehmen“ (bei dem wegen Pandemie und anderen aktuellen Ereignissen niemand genau sagen kann, wann es fahren wird), sage ich, in düsterer Erinnerung an die Putz- und Packorgie bei der Hinverschiffung. „Kein Problem“, kontert Torsten in überzeugtem Tonfall, „wir wissen ja jetzt, wie wir umpacken müssen, auch das Putzen wird schneller gehen, ich habe ja jeden Tag schon eine Partie geputzt, und die Südafrikaner werden sicher bei der Inspektion nicht so pingelig sein wie unsere Landsleute“. Er überzeugt mich mit diesen Argumenten, sodass ich in der folgenden Nacht nach Überwindung des ersten Schocks wunderbar entspannt schlafe und noch im Schlaf das Merresrauschen in mir aufsauge. Torsten hingegen gesteht mir am nächsten Morgen, dass er die halbe Nacht nochmal alles im Kopf hin- und hergeschoben hat. Auf der Fahrt planen wir das weitere Vorgehen und machen wir Notizen, in welcher Reihenfolge wir ausladen werden usw., damit wir die vielen anstehenden Arbeiten ohne unnötige Hektik schaffen.

Ein wenig wehmütig fahren wir an interessanten Felsformationen in den Gegenden vorbei, die wir auch noch hatten besuchen wollen. Aber wie lautet doch ein gängiges Sprichwort: „Man soll gehen, wenn es am Schönsten ist“ – und sich immer einen Grund schaffen, vielleicht einmal wieder zu kehren. Lesotho und die Drakensberge in der warmen Jahreszeit wären ein solcher Grund, diese Bergregion hatten wir ja vor drei Wochen wegen des Frosts ausgelassen, und möglicherweise auch dieser interessante Strandabschnitt.

Herbstlaub und Weinbau im Südwesten 10.05.2022

Herbstlaub und Weinbau im Südwesten 10.05.2022

Die afrikanischen Bäume haben in der Regel kleine, gegen Hitze und Trockenheit gewappnete Blätter und kennen keine Herbstfarben. Bei einigen Bäumen verhutzeln die Blätter in der Trockenzeit und fallen ab, das geht sehr unspektakulär vor sich.

Wo auch immer europäische Siedler hinkamen, gibt es aber auch Mitbringsel in Form von Pappeln, Weiden oder Eichen. Diese zeigen ihre Blätter jetzt in gelben oder rötlich leuchtenden Farbtönen, viele sind schon herabgefallen. Wir erleben also seit April einen „richtig goldenen“ Herbst. Je näher wir Richtung Westkap kommen, desto „europäischer“ und „herbstlicher“ wird es.

Als wir am 10.5. in die ersten Weinbaugebiete des Westkaps kommen, staunen wir nicht schlecht:

Erstens sind fast alle Weinberge entlang den Straßen künstlich bewässert. Diejenigen, die nicht bewässert sind, sind vertrocknet und größtenteils schon herausgehackt. (Diese bewässerten Reben sind auch selten ertragsreduzierend geschnitten, die vielen Triebe wuchern fröhlich gen Himmel, was den säuerlichen Geschmack der Supermarktweine, die wir bisher ausprobiert hatten, erklärt.)

Zweitens hängen keine Trauben mehr an den Reben. Als wir am nächsten Tag eine Weinprobe in einem Weingut machen, erfahren wir, dass sie vor zwei Wochen, also Ende April, die letzte Lese hatten.

Wir haben das Weingut ausgewählt, weil unser liebster Supermarkt-Wein daher kommt. Doch so was wollen wir hier nicht probieren, teilen wir ihnen gleich mit, wir wollen gleich zur Sache kommen. Die nette Dame versteht uns, und tafelt die feinsten Weine auf, die aus einem warmen sonnigen Seitental stammen, wo die Reben übrigens nicht bewässert werden. Die Weine aus diesem Tal erfahren alle Liebe und Kunstfertigkeit der Winzer. Das spürt schon die Nase, als sie von dem wunderbaren Bouquet durchströmt wird, dann die Zunge, als der wohltemperierte Tropfen sie umschmeichelt, und schließlich der Gaumen im Abgang.

Endlich haben wir unsere Favoriten gefunden, kaufen ein lecker gefülltes Kartönchen, und sind hocherfreut, als uns die nette Dame abends die Kontaktdaten des deutschen Importeurs zumailt. Das kurze Kapitel der Westkap-Weine hat hiermit ein wunderbares Ende gefunden.

Grandioser Sternenhimmel am Swartberg-Pass 05.05.2022

Grandioser Sternenhimmel am Swartberg-Pass 05.05.2022

Seit wir uns nach dem Chobe Nationalpark so nach Teerstraßen gesehnt haben, sind wir schon des Öfteren zum (((aller)aller)aller)letzten Mal doch noch ein Stück Piste gefahren.

Als Kathrina hört, wie faszinierend die Berge und Täler in der Swartberg-Gegend sein sollen, zieht sie abermals freudig los. Hier gilt es Steigungen und Gefälle bis zu 25% zu meistern, teils in engen Bergschluchten oder schwindelerregenden Serpentinen, dann geht es wieder über einen Bergrücken mit atemberaubender Aussicht. In der Nähe des Passes kann man in ein Seitental einfahren – ein berauschender Abstecher! Da es allerdings eine Sackgasse ist, wir die selbe Strecke also wieder zurückfahren müssen, fahren wir das Tal nicht ganz bis zum Ende. Auf etwa halber Strecke finden wir einen schönen, beinahe ebenen Platz, der etwas von der Piste abgesetzt ist und zum Verweilen einlädt. Nach dem Nachmittags-Café beschließen wir, dass dies auch ein herrlicher Übernachtungsplatz ist. Es gäbe zwar nach weiteren 17 km wilder Pisten einen Campingplatz. So wild sind wir jedoch alle drei nicht auf weitere Ruckelei, zumal sie keine neuartigen Aussichten verspricht. Zudem liegt Neumond schon einige Nächte zurück, und wir wollen gern nochmal den Sternenhimmel nicht nur bewundern, sondern auch fotografieren. Also müssen wir sowieso frei stehen. Jedes Braai-Feuer, jeder Taschenlampenschein würde die Aufnahme stören.

Seit Neumond war es nämlich jede Nacht bewölkt, und heute ist der erste Tag mit klarem Himmel, also ein wunderbares Geschenk desselben!

Nach Sonnenuntergang werden die Aufnahmen gestartet, alle 20 Sekunden macht die Kamera (zum Glück automatisiert!) ein Bild. Bis Mitternacht halten wir uns mit Kartenspielen wach, um nochmal den Akku wechseln zu können. Dann bereiten wir unser Bettchen und schlummern friedlich und selig, während draußen der Fotoapparat fleißig weiter arbeitet, um die Drehung der Milchstraße um das Kreuz des Südens auf die Speicherkarte zu bannen.

Wanderlust 28.04.2022

Wanderlust 28.04.2022

Im Umfeld von Lesotho kann man nicht einfach nur Kilometer schrubben, viel zu schön ist es hier. Immer wieder laden uns grandiose Ausblicke auf spannende Bergpanoramen zu einem Abstecher in die Seitentäler ein, oder die Aussicht auf einen interessanten Felsen verleitet uns, einen Wandertag einzulegen, wie hier im untouristischen Niemandsland Zastron, wo das Blogbild entstand.

Es gibt sogar Wanderwegmarkierungen in Form zufällig verstreuter Farbkleckse – oder waren das doch nur Flechten oder Vogelmist? Aber man sieht ja, wo man hin will, und kommt teils auf Wildwechseln, teils querfeldein immer dichter in diese Richtung. Gern nehmen wir mehrere Anläufe zum Aufstieg auf den Berg in Kauf, denn für uns ist es wichtig, den Tag in der schönen Natur zu verbringen, und nicht, in möglichst kurzer Zeit irgendwo hin zu kommen. Wenn man selbst den Weg suchen muss, lernt man auch die Natur besser zu verstehen: Wie steil ist der Anstieg wirklich, welche Felsen sind gut zu passieren oder eher zu bröckelig oder zu rutschig, usw.

Wir genießen es auch, dass wir sowohl auf dem Campingplatz als auch bei der Wanderung mal wieder die Einzigen sind. Falsch: Auf der Wanderung treffen wir einen sympathischen alten Afrikaner. Er kann kein Englisch und nur wenige Worte Afrikaans, versucht mehrere afrikanische Sprachen mit uns. Nachdem wir feststellen, dass wir keinerlei sprachlichen Überlapp haben, entsteht ein kurzer und herzlicher Wortwechsel mit vielen Gesten, untermalt mit freundlichen Worten, die der andere nicht versteht: Wir zeigen auf die wunderschöne Natur rundherum, auf Berge oder Bäume, und er zeigt uns stolz sein Fundstück von heute morgen: Eine alte verrostete Zange, die er uns mit leuchtenden Augen präsentiert, sodass wir merken, wie wertvoll dieser Schatz für ihn ist. Noch ein strahlendes Lächeln, dann sein einziger englischer Satz: „god bless you“, und er zieht weiter bergab, während wir noch am Aufstieg sind.

Das war mal wieder ein Wandertag, wie wir ihn uns wünschen – zumal wir den Abstieg noch am frühen Nachmittag geschafft haben, sodass wir in der warmen Nachmittagssonne noch genüsslich kochen können. Hier ist ja Herbst, und es wird empfindlich kalt, sobald die Sonne hinter dem Bergrücken verschwunden ist. Wie schön also, dass der Tag mit einem ausgiebigen Essen bei tiefstehender Sonne ausklingt. Den leckeren tansanischen Café nehmen wir dann schon im Bergschatten, er wärmt ja gut. Und den 5 Jahre im Eichenfass gereiften südafrikanischen Brandy dann etwas später unter einem funkelnden Sternenhimmel.

Kathrina trifft unverhofft auf Verwandte! 26.04.2022

Kathrina trifft unverhofft auf Verwandte! 26.04.2022

Als Kathrina erfährt, dass nahe der Grenze zu Lesotho ein Liebhaber alte Landmaschinen und Eisenbahnen aufkauft, um sie zu restaurieren, und sogar Gleise auf seinem Grundstück verlegt hat, um gelegentlich Fahrten mit seinen historischen Loks und Waggons anzubieten, ist sie Feuer und Flamme und kennt kein Halten mehr. Sie trabt erwartungsvoll zum Sandstone Estate.

Dort angekommen, finden wir nicht nur viele alte Marken aus aller Welt, sondern auch direkte Verwandte von Kathrina: eine fahrfähige Hanomag-Lok aus dem Jahre 1927, einen funktionsfähigen Traktor, sowie mehr als sechs weitere Hanomag-Landmaschinen, die noch auf ihre Restauration warten. Die meisten sind noch reine „Hanomag“, zwei jedoch bereits „Rheinstahl-Hanomag“, also so jung wie Kathrina.

Es ist unglaublich, mit wie viel Liebe und Herzblut hier alle Mitarbeiter zugange sind. Brian, der Loks restauriert und bei Fahrten als Heizer arbeitet, führt uns über das Gelände. Über Loks weiß er logischerweise am besten Bescheid – also genau über die Dinge, wo wir am meisten Fragen haben. Super!

Und Kathrina steht natürlich im Mittelpunkt des Interesses. Die Mitarbeiter sind begeistert, dass wir mit einem Fahrzeug kommen, das perfekt in ihre Sammlung passen und diese noch bereichern würde – denn sie haben bisher noch keinen bewohnbaren LKW. Der Motorraum, die Fahrgastzelle mit den alten Instrumenten und der Wohnraum von Kathrina werden ausgiebig und interessiert bestaunt.

Einer der Mitarbeiter hat dem Chef, der in London lebt, ein Foto von Kathrina geschickt, woraufhin der Chef sofort zurück geschrieben hat: Wir dürfen gern bleiben, so lange wir wollen. Falls es uns an technischen oder wohnlichen Dingen mangelt, sollen wir uns bei den Arbeitern melden, die auf dem Gelände wohnen. Am nächsten Tag ist nationaler Feiertag, allerdings kein Besuchstag – d.h. wir dürfen uns ganz allein und frei auf dem Gelände bewegen und alles in Ruhe nochmal ansehen. Was wir auch ausgiebig tun! Was für eine großartige Gelegenheit!

Da es auf dem Gelände nicht nur die historischen Fahrzeuge, sondern auch einen Farmbetrieb gibt, kommen wir auch über andere Themen ins Gespräch. Wir hatten uns bereits bei der Anfahrt gewundert, dass auf vielen Feldern der Mais und die Sonnenblumen überreif stehen und vergeblich auf ihre Ernte warten. Insbesondere Sonnenblumen kann man doch jetzt teuer verkaufen! Doch leider haben die Regenfälle der letzten Wochen viele Felder unpassierbar gemacht. Die Erntemaschinen kommen einfach nicht durch, sodass die Ernte nicht eingebracht werden kann. Welch ein Jammer.

Ein weiterer interessanter Punkt ist, dass die Nachtwächter hier wirklich die ganze Nacht mit Lampen patroullieren, viel stärker und offensichtlicher als auf Campingplätzen üblich. Das liegt an der Nähe zu Lesotho, erklärt man uns. Während alle Reisenden, die dieses Königreich besucht hatten, einvernehmlich berichtet hatten, wie herzlich und freundlich die Bewohner sind, sodass man sich als Tourist trotz der extremen Armut keine Sorgen machen muss, sind die dauerhaften Anwohner im Grenzgebiet natürlich von illegalen Grenzgängern betroffen, die nachts schauen, wo sie etwas „erben“ können. Oft verschwinden Tiere von den Farmen, aber auch die wertvollen Fahrzeugteile wurden schon entwendet, um dann – anstatt wieder mit viel Liebe und Mühe ihrer Funktion zugeführt zu werden – für den Schrottwert zu Geld gemacht zu werden.

Nach zwei ausgiebigen Besuchstagen nehmen wir dann schweren, aber bereicherten Herzens Abschied!