Ausklang mit Rückblick auf die Reise 28.05.2022
Wir haben beschlossen, die Reise nach Kathrinas Abfahrt noch sanft ausklingen zu lassen. Dazu haben wir uns wieder in der schönen Unterkunft eingemietet, die wir auch zu Beginn der Reise für zwei Wochen gemietet hatten.
Die Vermieter haben glücklicherweise ganz flexibel auf die vorzeitige Verschiffung reagiert, und da wir wieder zwei Wochen lang gebucht haben, haben wir nach Kathrinas Abfahrt nun rund anderthalb Wochen Zeit zum Abspannen, für schöne Ausflüge und Strandwanderungen in der Umgebung, zum Kochen und Backen, und zum Resümieren hier vor Ort in authentischer Atmosphäre.
Unterwegs ist uns bereits aufgefallen, dass die Reise verschiedene Phasen hatte, die sich – natürlich mit einer komplexen Feinstruktur – in drei grobe Phasen aufteilen lässt:
Phase 1: Tiere und Landschaften.
Zu Beginn, in Südafrika und Namibia, hatten wir unsere Reise nach interessanten Landschaftsräumen sowie unserem Wunsch nach Begegnung mit großen Tieren ausgerichtet. Wir haben zwar niemals eine Route detailliert geplant, hatten uns aber in Reiseführern und Geologiebüchern über Landschaften und Nationalparks informiert, und haben dann jeweils nach unserer eigenen Erfahrung des bereits Gesehenen und vielen Tipps anderer Reisender immer ein paar Etappen voraus geplant, niemals mit dem ernsthaften Glauben daran, diese Planung erfüllen zu müssen. Zuhause können wir mit Beschreibungen aus Reiseführern nie viel anfangen. Reiseführer müssen ja alles im besten Lichte darstellen, damit sie von möglichst vielen unterschiedlichen Menschen gekauft werden. Erst vor Ort merken wir dann, welche dieser Lobeshymnen für uns tragen und welche nicht. Daher waren für uns persönliche Berichte von Freunden und Bekannten schon immer wertvoller, da man diese viel besser einschätzen und auch nachfragen kann. Genauso Tipps von Reisenden, die man unterwegs trifft. Allen, die uns solch wertvolle Hinweise gegeben haben, gebührt hier nochmals ein herzliches Dankeschön! Auf jeden Fall standen in diesen beiden Ländern Tiere und Landschaften im Vordergrund unseres Interesses, und wir hatten schon Einiges über die Länder gehört und gelesen, und somit gewisse Erwartungen gehabt.
Phase 2: Begegnung mit den Menschen.
Als Nächstes waren wir ja spontan nach Sambia und Tansania gereist. Das kam daher, dass uns viele Reisende vorgeschwärmt hatten, wie nett und friedfertig die Simbabwer und Sambier doch seien. Daraufhin haben wir zwei Reisenden ihre Karten von diesen beiden Ländern abgekauft, und sind dann Richtung Victoria-Fälle gefahren. Da Simbabwe zu dieser Zeit allerdings einen strengen Lockdown verfügt hatte, sind wir dann doch „nur“ nach Sambia gereist – um diesen Menschen zu begegnen. Wir hatten keine große Vorstellung von dem Land, und vor allem keine besonderen Interessen, bestimmte Landschaften zu sehen, sondern wollten einfach nur Schwarz-Afrika erleben, den Menschen möglichst authentisch und unvoreingenommen begegnen. Tansania war dann wieder eine spontane Um-Entscheidung, die von drei Säulen getragen wurde: Der Empfehlung einer Reisenden, die meinte, die quirligen Tansanier seien so ganz anders als die friedfertigen Sambier; die Idee, bei der Oria Secondary School vorbei zu fahren und das Interesse an einer weiteren Kooperation zu eruieren; und unser Interesse an dem Vulkan Ol Doinyo Lengai. Auch hier war das Interesse an den Menschen der tragende Faktor, der uns hat diesen langen Weg auf uns nehmen lassen, denn eigentlich hatten wir gar nicht so weit fahren wollen. Auch wenn wir nach Tansania heilfroh waren, wieder nach Sambia zurückzukehren, haben wir hier doch wunderbare menschliche Begegnungen gehabt, und auch die Schattenseiten wie beispielsweise die korrupte tansanische Polizei, hatten einen prägenden Charakter, den wir nicht missen wollen. Zum Gesamtbild zählt eben immer alles, nicht nur die (vermeintlich) heile Welt.
Phase 3: Die Kreise schließen sich.
Als wir nach Botswana kamen, worüber wir wieder einen Reiseführer dabei hatten, hat uns, wie zu Beginn der Reise, der Wunsch nach Begegnung mit großen Tieren geleitet, der wie bereits berichtet in Savuti und am Kwhai-Fluss endlich so richtig in Erfüllung ging. In Südafrika und Namibia hatten wir ja viele wilde Tiere in den Nationalparks aus dem Auto heraus gesehen – aber durch die strengen Regeln wie „nicht aussteigen“ eben nicht (oder bessergesagt: nur durch die Fensterscheibe hindurch) erlebt. Die direkte Begegnung kam erst in den uneingezäunten Camps in Botswana. Hier hat sich gewissermaßen unser „Tier“-Kreis geschlossen.
Von der Begegnung mit den Menschen hatte Botswana gewisse Ähnlichkeiten mit Südafrika und Namibia, weil es ein sehr touristisches Land ist. Zwar nicht durch Europäer geprägt, aber voll auf Europäer hin ausgerichtet. Andererseits war es als freies Land nie von Weißen regiert gewesen, hat also ziemlich afrikanische (Gesellschafts-)Strukturen. Ein „echt“ afrikanisches Land, in dem deine Kreditkarte überall funktioniert, mit blitzsauberen Campingplätzen – dieses „Hybrid“ war für uns kaum zu fassen.
Als wir dann wieder nach Südafrika kamen, haben wir Berta und Solomon wieder getroffen, die uns ja auf den letzten vier Tagen beim ersten Südafrika-Aufenthalt begleitet hatten. Ein spannendes Anknüpfen an unsere Diskussionen Anfang November!
Auch waren wir gespannt, wie wir insgesamt die Südafrikaner, die wir zu Beginn der Reise als so außergewöhnlich herzlich und hilfsbereit empfunden hatten, nach all den Erfahrungen wahrnehmen würden. Im Grunde wieder so. Natürlich wirken die Preisanstiege und die desaströse Energiepolitik auf die Menschen ein, und zwar nicht im Positiven. Aber außer einem etwas aggressiveren Fahrverhalten und etwas weniger Freundlichkeit in einigen Geschäften haben wir die Menschen insgesamt wieder als sehr hilfsbereit empfunden. Deutschland wird sich wohl auch verändert haben…
Dann haben wir den Karoo-Nationalpark wieder besucht. Die Pisten, die uns beim ersten Besuch im Oktober so viel Ehrfurcht abgerungen hatten, fanden wir mittlerweile ganz angenehm.
Der südafrikanische Wein hat uns fast durch alle Länder hindurch getragen, nur in Tansania war der Chilenische billiger gewesen, der dort die Brücke zu unserer ersten großen Reise geschlagen hatte. Ansonsten hatten wir immer südafrikanischen Wein gekauft und uns darauf gefreut, bei der Wiederkehr einige Weingüter zu besuchen. Der Besuch der Weingüter hielt sich dann kurz, da uns einerseits die zunehmend europäischere Kultur, andererseits wohl ein sechster Sinn bezüglich Verschiffungstermin nach dem ersten Weingutbesuch hat ans Südkap abbiegen lassen. Aber wie viele Anläufe braucht man denn, um glücklich zu werden? – wir waren jedenfalls nach der ersten Gutsverkostung so glücklich, dass wir ohne das Gefühl der Unabgeschlossenheit mal wieder eine unserer Kursänderungen durchgeführt haben.
Mit unserem Mietwagen waren wir nach Kathrinas Abreise nochmals als Tagesgäste im Addo Elefant National Park. Obwohl wir auch diesmal pünktlich zur Öffnungszeit am Tor waren, haben wir diesmal viel weniger Elefanten gesehen – offen gestanden nur einen. Der Bulle war aber so charismatisch, dass wir – nachdem wir ihn ausgiebig beim Trinken und Büsche zerrupfen beobachtet und gefilmt hatten – in den südlichen Teil weiter gefahren sind, in dem es kaum noch Elefanten gibt. Wir wollten uns auch von den anderen Tieren verabschieden, und hatten hier besondere Begegnungen mit Warzenschweinen, Zebras und Kuhantilopen. Interessant war auch zu beobachten, dass der Elefant sich gegenüber dem PKW nicht anders verhalten hatte, als er es gegenüber der großen, laut und blechern klingenden Kathrina getan hätte. Nur sah er diesmal von einem kleinen Auto heraus viel größer und imposanter aus als damals aus 1,5 Meter Sitzhöhe! Die kleineren Tiere hingegen waren deutlich zutraulicher. Einen PKW kannst du direkt neben einem Zebra parken, ohne dass es Reißaus nimmt. Wir kamen den Tieren also viel näher. Das Stativ konnten wir zwar nicht aufstellen (was bei Kathrina problemlos sowohl im Führerhaus, in der Wohnkabine als auch auf dem Dach aus dem Geschützturm des Beifahrers möglich ist), aber wenn einer vorn und der andere hinten saß, konnte man auch längere Beobachtungsphasen halbwegs bequem meistern. Also wieder eine neue Erfahrung an einem bekannten Ort!
Nicht vergessen dürfen wir unseren Besuch im Pavillon des VW-Werks in Uitenhage. Wir werden hier in unsere Kindheit zurückversetzt: VW-Käfer, 1600er und natürlich der T1-Bus als Campingfahrzeug ausgebaut mit Kühlschrank. Bereits Anfang der 1950er Jahre wurden hier der VW-Käfer gebaut. Bis heute produziert VW in diesem Werk aktuelle Modelle, die teileweise von Port Elizabeth in die ganze Welt (auch nach Europa!) verschifft werden.
Und nun sitzen wir wieder in der Mittagssonne im Garten „unserer“ Little Louisa bei Port Elizabeth. Diverse exotische Vögel besuchen uns hier, einige davon waren in dem einen oder anderen Nationalpark als Besonderheit ausgewiesen (die genauen Namen befinden sich in unserem Tierbuch in Kathrina…). Nach anfänglichen Regentagen verwöhnt uns nun auch die spätherbstliche Mittagssonne, was uns im Moment die kalten Nächte vergessen lässt. Das Haus bleibt tagsüber schön kühl, sodass der Rotwein uns auch ohne Keller wohltemperiert erwartet und Leib und Seele wärmt, wenn wir nach Sonnenuntergang fröstelnd ins Haus zurückkehren. Was könnte man sich mehr wünschen für den Ausklang einer wunderbaren Reise!