Kakao rösten im Dschungel

Kakao rösten im Dschungel

7.-8. Februar 2018

 

Uns zieht es wieder in den Dschungel, um diese faszinierende Landschaft noch einmal auf eigene Faust zu erleben. Klar, dass wir dann – anders als bei der Manu-Tour – nur in die Kulturzone vordringen können, aber mehr ist für Anfänger wie uns ja auch nicht empfehlenswert.

Eigentlich wollten wir von Quito aus in den ecuadorianischen Dschungel fahren, und von dort nach Kolumbien weiterfahren. Als wir das unseren Freunden in Quito erzählen, werden sie bleich und raten uns heftig ab. Die kolumbianische Guerilla ist seit einigen Wochen wieder sehr aktiv im Süden des Landes, und kommt bisweilen auch über die Grenze. Vor einigen Wochen haben sie nachts im ecuadorianischen San Lorenzo eine Polizeistation samt wachhabenden Beamten in die Luft gesprengt. Nur die Panamericana sei im Grenzgebiet polizeilich hinreichend gesichert, die Küste sowie den Dschungel im Grenzgebiet sollten wir meiden. Das überzeugt uns. Was nun?

Wir beschliessen also, in Ecuador nochmals zurück nach Süden in den Dschungel zu fahren, dort kommt man bei Misahualli an den Rio Napo, der wie der Rio Manu ein direkter Zufluss des Amazonas ist. Ullrich vermittelt uns den Freund eines ehemaligen Studenten, bei dem wir im Hof wohnen können, und der dort eine Ausbildung zum Tourguide macht. So ganz auf eigene Faust ist dieser kurze Dschungelausflug nun also doch nicht, aber für uns eine perfekte Mischung: Als wir abends ankommen, vermittelt uns Mauricio gleich eine nächtliche Ruderbootfahrt auf einer Lagune. Nachts waren wir im Dschungel noch nicht auf dem Wasser – eine ganz neue Erfahrung. Es ist ziemlich ruhig, aber deswegen nicht weniger faszinierend. Wir sehen nur einen Klammeraffen von Weitem, und einige Vögel ganz dicht, die sich auf Ästen, die weit über das Wasser hängen, vor Fressfeinden in Sicherheit gebracht haben. Wir beleuchten sie nur vorsichtig, um sie nicht aufzuwecken. Im Wasser platscht es – klar, dass man in der Lagune für die Touristen einige besondere Fische angesiedelt hat. Sie sind zwar nicht natürlich hierher gekommen, aber sie befinden sich in einem ausreichend großen natürlichen Lebensraum. So sehen wir also auch zwei „Paiches“ bzw. Arapaimas, die größten Süßwasserfische der Erde. Bis zu 3,50 m können Sie lang werden, unsere beiden Exemplare sind nur über einen Meter lang, aber dennoch beeindruckend.

Am nächsten Morgen sieht Mauricio beim Frühstück unser Kakaopulver sowie die Kakaoplätzchen, die man in Wasser oder Milch auflösen soll. Das ist doch gar nichts – macht uns Mauricio klar. Er holt die Samen, die wir schon tags zuvor aus seiner Mauer in der Sonne haben trocknen sehen. Kakaobohnen. Die rösten wir nun zusammen, damit wir echten frischen Dschungelkakao herstellen und genießen können. Die Bohnen werden zunächst geröstet, dann wird mit der Hand die Haut abgepuhlt, dann weiter geröstet. Dann wird der Kakao üblicherweise gemahlen. In Ermangelung einer Mühle hämmern die beiden Männer die Bohnen klein. Nun wird der (noch recht grobe) Kakao mit Zucker weiter geröstet, dann nochmals möglichst fein gehämmert, und nochmals geröstet. Viel Arbeit für drei Tassen Kakao! Während die Männer rösten und hämmern, bereite ich die Bohnen für die nächste Woche vor: Die Kakaofrucht wird gepflückt und aufgeklopft. Im Inneren befindet sich das weiße Fruchtfleisch, darin die Samen. Man kann die noch weichen Samen auch direkt essen, das Fruchtfleisch schmeckt erfrischend säuerlich, und beides zusammen köstlich. Aber dann bekommt man ja keinen Kakao. Also nimmt man den von Fruchtfleisch umgebenen Samen in den Mund, „zutzelt“ das Fruchtfleisch ab, und legt den Samen danach für etwa fünf Tage in die Sonne zum Trocknen. Dann wird er geröstet usw. wie oben beschrieben. Es ist unnötig zu erwähnen, dass dies der köstlichste Kakao war, den wir je getrunken haben. Meine gezutzelten Samen trocknen im Hano nur langsam, der nächste eigene Kakao lässt also noch auf sich warten.

Dann bringt uns Mauricio zu einem Dschungelpfad, auf dem wir in den nächsten Stunden eine Wanderung auf eigene Faust unternehmen. Auf den Pfaden ist man relativ sicher. Die Tiere meiden sie, nur einige Spinnweben hängen vereinzelt über den Weg. Aber bitte nichts anfassen, und sich nicht an die Bäume lehnen! Dort können versteckte Insekten, insbesondere Ameisen, in die Hand beißen. Der Biss der 4 cm großen Conga-Ameisen (Schreibweise nach Gehör), vor denen wir schon auf der Manu-Tour gewarnt wurden, verursacht nämlich zwei Stunden lang höllische Schmerzen und eine Woche lang Fieber. Also behalten wir unsere Hände gut bei uns! Wir sehen spannende Bäume, erkennen viele wieder, und konzentrieren uns bei diesem Spaziergang auf die Insekten. Erstens sind diese relativ einfach selbst zu entdecken, und zweitens kommen sie bei geführten Touren oft zu kurz, da die meisten Führer einem die spektakuläreren Tiere wie Vögel und Affen zeigen wollen. Wir genießen diese erste eigene Dschungeltour aus vollen Zügen, und kommen sogar bis zum Ufer des Rio Napo und an einen kleinen Wasserfall. Mauricio ist erstaunt, wie weit wir hin- und vor allem wieder zurück kamen, denn bis zum Wasserfall gibt es einige Abzweigungen, die auf dem Rückweg nicht immer einfach wiederzuerkennen sind…

Abends spazieren wir im Ort am Rio Napu entlang. Das Gefälle ist groß und die Strömung sehr schnell, vermutlich ist deswegen das Wasser so klar. Der deutlich langsamer fließende Rio Manu war ja eine trübe graue / braune Brühe gewesen. Wir schauen ein paar Fische vom Ufer aus an, aber baden gehen wir vorsichtshalber nicht, auch wenn andere Touristen das tun. Das war ein kurzer, aber intensiver Abstecher in den Dschungel, und wir hoffen, mit Mauricio Kontakt halten zu können. Wir drei sind uns gegenseitig richtig ans Herz gewachsen. Wir haben bei ihm im Obstgarten gewohnt, ihn dafür mit bekocht, es war eine völlig unkomplizierte Begegnung! Und das Feuer, das im Manu Nationalpark entfacht wurde, lodert nun noch heißer: Eine Dschungelreise ohne Hano in das Herzen Amazoniens steht auf dem Reiseplan der nächsten Jahre ganz oben!


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