Die Reise lebt weiter: Fornax Boliviana MMXVIII

Die Reise lebt weiter: Fornax Boliviana MMXVIII

Die Reise lebt weiter: Fornax Boliviana MMXVIII

Schmuck, Kleidung und sonstige typische Reisemitbringsel haben wir kaum mitgebracht. Schon die Fragen an den ersten Grenzen, ob wir kunsthandwerkliche Gegenstände mit uns führen, machten uns klar, dass wir uns – wenn überhaupt – dann erst im letzten Land mit Reisesouvenirs eindecken. Aber eigentlich sind wir keine Souvenirjäger, und die merkwürdigen Bestimmungen für die Rückverschiffung (das Auto muss neu aussehen, blick-leer sein, und nur wenige Gegenstände durften überhaupt mitgeführt werden) bestärkten uns darin, uns bei den Souvenirs auf die Erinnerungen in unseren Herzen und einige Fotos zu beschränken.

Ein Mitbringsel ließen wir uns jedoch nicht nehmen: Seit Samaipata (beim Amboro-Nationalpark) ist eine bolivianische Gasflasche auf dem Dach des Hano mitgefahren. Auf einigen Fotos, z.B. im Salar Uyuni, kann man sie auf der linksseitigen Beplankung thronen sehen. Die Befestigung mit drei kleinen Holzlatten zur Begrenzung nach vorn und den Seiten sowie die abenteuerliche Verzurrung fiel in Südamerika gar nicht auf. Bei acht Grenzübergängen und unzähligen Polizeikontrollen hat niemals jemand ein Wort darüber verloren. In Peru füllten wir dann das letzte Gas in unsere deutschen Flaschen um, das bis zum Ende der Reise reichten sollte. Was sollten wir nun tun – die Flasche verschenken? Da die pazifischen Staaten in Südamerika das US-amerikanische Gasflaschensystem haben, hätte sie niemand bestimmungsgemäß nutzen können. Und zweckentfremden konnten wir sie schließlich auch selbst, denn die Reise hatte unser Improvisationstalent zur Höchstform auflaufen lassen! Außerdem war sie uns im Laufe der Reise ans Herz gewachsen, sie gehörte einfach zum Gesamtbild unseres Hano. Südamerikanischer kann man nichts auf dem Dach befestigen.

Also brachten wir sie mit nach Hause. Torsten hatte da schon so eine Idee, wie er die Gasflasche mit wenigen Kunstgriffen in einen Ofen verwandeln kann. Richtig vorstellen konnte ich es mir nicht, aber das Resultat ist großartig. Mit der einer Lochsäge wurde das Gasventil ausgeschnitten, nach unten eine Öffnung zum Entleeren der Asche geflext, nach vorn eine Öffnung zum Beladen mit Holz, durch die der zweiteilige Rost eingesetzt werden kann. Drei Füße einer ausgemusterten Blumenbank wurden unten angeschweißt, ein kurzer Flansch oben, auf den je nach Bedarf ein hitzebeständiges Rohr mit Regenschutz als Abzug oder eine Ceranplatte zum Kaffee Kochen aufgesetzt werden kann. Seit Mitte Mai leistet uns der „Fornax Boliviana 2018“ gute Dienste im Garten – und sobald wir ihn sehen, erinnern wir uns an die Odysee in den engen Einbahnstraßen von Copacabana, wo wir die Flasche getauscht haben, an Samaipata, wo wir die erste Gasflasche gekauft haben, und die Erinnerungen spinnen sich dann immer in eine andere Richtung fort. Mal winden sie sich ins Technische und wir erinnern uns an alle Schweißnähte, die dem Hano auf der Reise widerfahren sind. Mal driften sie ins Kulinarische, welche Leckereien wir mit dem Gas zubereitet haben. Es ist nie gewiss, wo die Gedanken enden, jedes Mal kommt ein anderer Aspekt zum Vorschein.

Wir können uns kein schöneres, nützlicheres und nachhaltigeres Mitbringsel vorstellen. Und wie die Gasflasche leben auch die Erlebnisse und Erinnerungen unserer Reise in veränderter Form in unserem Alltag weiter…


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