Evolution des Brotes

Evolution des Brotes

Bei vielen deutschen Langzeitreisenden scheint Brot als deutsches Kulturgut ein wichtiges Thema zu sein. Auch wir kommen nicht darum herum, uns Gedanken über Frühstück in abgelegenen Regionen und Wüsten zu machen. Wer will schon jeden Tag süße Kekse der Lebensmittelindustrie zu sich nehmen?!

Vorgefertigte Pita- oder sonstige Fladenbrote lassen sich gut in der Pfanne zubereiten und  in Form von Wraps als Grundlage für schnelle süße oder deftige Speisen verwenden.  Nur sind diese nicht flächendeckend erhältlich.

  1. Evolutionsschritt: Kaufe Mehl und Hefe und stelle den Teig für Fladen selbst her.
  2. Evolutionsschritt: Fertige aus dem Teig gefüllte Teigtaschen (Marmelade, Käse, Pizzabelag)
  3. Evolutionsschritt: Verwende mehr Öl und frittiere: Donuts und Berliner. Das benutzte Pflanzenöl kommt gefiltert in den Tank.
  4. Evolutionsschritt: Die Steinzeit. Entzünde ein Lagerfeuer auf flachen Steinen und verwende nach dem Herunterbrennen die erhitzten Steine zum Ausbacken von Fladen. Die Asche liefert wertvolle Mineralstoffe, die dem Weizenmehl Typ 000 fehlen.
  5. Evolutionsschritt: Technische Optimierung. Lasse dich von den vielen Adobe-Öfen der Altiplano-Dörfer (sieht wie ein Iglu aus) inspirieren. Über den flachen Steinen wird ein falsches Gewölbe aus Steinen des Titicaca-Sees in Kuppelform errichtet. Vorne eine verschließbare Öffnung, oben ein Loch zum Abziehen der Rauchgase. Nun muss viel Eukalyptusholz gesägt werden (Ilonas Aufgabe, da mühselig, zeitaufwendig und zermürbend), das mit einem kleinen Beil der beliebten Marke F….. gespalten wird (meine Aufgabe, da ich mich bei dem zähen Holz kaum vor Motivation zurückhalten kann). Man benötigt viel Holz bis die Steine alle eine sinnvolle Temperatur erreicht haben, die auch als Oberhitze bezeichnet werden kann. Nach etwa vier bis fünf Stunden ist es soweit: Glut und Asche werden beiseitegeschoben und bieten Platz für zwei kleine Pizzen oder vier Brötchen. Der Teig wird mit Röstzwiebeln (gibt’s angeblich bei Aldi und Lidl, aber nicht hier bei uns) verfeinert. Die Pizzen sind nach 5 min. und die Brötchen nach 15 min. fertig gebacken. Insgesamt konnten wir viermal den Ofen beschicken, wodurch wir leckere Brötchen auf Vorrat für den nächsten Tag erzeugten. Länger haben die Vorräte nie gehalten, weil sie so lecker waren.

Für mich selbst ging mit dem Ofenbau ein Kindheitstraum in Erfüllung: Die Kindergartentante meiner Gruppe (heute heißt das Erzieherin) erschreckte ich bereits mit dem Wunsch, einen Ofen zu bauen, statt Tiere aus Ton zu formen… Sehr genossen haben wir auf jeden Fall die Erfahrung, wie aufwendig es ist, mit elementaren Mitteln die Nahrungsmittel selbst herzustellen. Nun fehlte nur noch das eigenhändige Mahlen des Getreides und die Gewinnung von Sauerteig. Da wird sehr deutlich, dass in den Industrieländern kaum noch ein Bäcker ohne Backmischung und vorgebackenen Rohlinge auskommt.


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