Die Wiederentdeckung der Milch

Die Wiederentdeckung der Milch

10.12.2017 in Tinajani, Peru

Der Grenzübertritt von Bolivien nach Peru war interessant. Auf beiden Seiten waren die Grenzbeamten sehr nett, alles lief glatt. Der peruanische Beamte der Aduana versuchte vergeblich, „Rheinstahl-Hanomag“ als Automarke in das Pull-Down-Menü einzugeben, und begnügte sich dann mit „otro/other“. Dann war er ganz stolz, als er den Wohnort „Eggenstein-Leopoldshafen“ fehlerfrei eingegeben hatte. Ein kurzer Blick in den Hano, wir dürfen passieren. In Peru gibt es plötzlich Fahrrad-Rikschas, dreirädrige Autos ähnlich den italienischen Apes, allerdings aus China, usw. Das Bild der Orte wandelte sich wirklich von einem Meter auf den anderen, auch die Menschen sehen anders aus., viele kleiden sich westlicher. Und die Märkte – waw!! Während es in Bolivien all das gab, was um den Titicaca-See herum angebaut wurde, also Kartoffeln, Bohnen, Mais, … , gibt es hier nun zusätzlich alle Früchte und Gemüse der Küsten- und Urwaldregionen. Ein totaler Augen- und Gaumenschmaus!

Was es aber nicht gibt, ist Milch. Nur Kondensmilch. Ich trinke ohnehin Tee, Torsten nun seinen Kaffe schwarz. Als wir vom Titicaca-See nach Norden Richtung Cusco fahren, machen wir einen Zwischenstopp zum Wandern im Tinajani-Tal, auf 3.950 m gelegen. Nette Felsformationen, die zu einer kleinen Tageswanderung einladen, also verbringen wir zwei Nächte auf einem Bauernhof, der ein kleines Museum eingerichtet hat und Tagesgäste sowie Camper beherbergt. Als wir draußen unser Abendessen kochen, werden die Kühe von der Weide in den Stall getrieben. Wir reagieren nicht sofort. Als am nächsten Morgen ein kleiner dreirädriger Transporter hält und die Morgenmilch abholt, gehen wir sofort hin. Die Morgenmilch ist aber schon verkauft. Der Käufer ist der Bauer von nebenan, der eine Käserei betreibt. Kurze Zeit später treibt die Bäuerin die Kühe aus dem Stall. Durch einen kleinen Fluss auf eine Weide mit Ichu-Gras und Binsen. Stolz erzählt sie mir, dass dies ihr Beruf ist, Kühe hüten. Den ganzen Tag lang betreut sie die Kühe, treibt sie jeweils nach einer gewissen Zeit des Grasens weiter. Die Kühe haben keine übervollen Euter, sie sind nicht auf Hochleistung gezüchtet.

Nach unserer Wanderung bringen wir eine leere 1,5 Liter Flasche zum Bauernhof. Kurze Zeit, nachdem die Kühe abends wieder in den Stall kommen, bekommen wir die melkwarme Milch gebracht. Der Bauer mahnt uns, die Milch zu kochen. Es erfreut uns, dass er ähnliche Hygienevorstellungen hat wie wir. Aus der einen Hälfte kochen wir uns einen Schokoladenpudding. Großartig! Die andere Hälfte kochen wir ab und verwenden Sie für den Café. Die Milch riecht wunderbar und frühste Kindheitserinnerungen von Urlauben in den Bergen werden bei uns beiden wach. Ich mache mich voller Freude über die Milchhaut her. Ja, auch ich trinke einen  Michcafé . Der sahnige Geschmack ist unglaublich. So einen leckeren Café haben wir beide seit langer Zeit nicht mehr getrunken. Leider ist sie am Tag danach schon ausgetrunken, aber wir sind schon gespannt, wann wir wieder mal einen solchen Bauernhof finden. Auf jeden Fall fahren wir am nächsten Morgen bei der Käserei vorbei und kaufen von jeder Sorte ein Käserad: Jung, reif, mit Kräutern aus der Umgebung, mit rotem Quinoa. Letzteren haben wir mittlerweile Bissen für Bissen genossen, es war – außer zwei leckeren Ziegenkäsen – mit Abstand der beste Käse in Südamerika! Und wir freuen uns schon auf die übrigen. Einfach herrlich, Milch und Käse von Kühen zu genießen, die man auf der Weide gesehen hat.


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