Eingeseift in der Wüste

Eingeseift in der Wüste

  1. Februar 2018

 

Wir sind zwar keine Geologen, aber unter einer Wüste haben wir uns eine trockene Landschaft mit sehr wenig Fauna und Flora vorgestellt. Als wir von Villavieja in die Tatacoa-Wüste abbiegen, staunen wir nicht schlecht: Entlang der immer abenteuerlicher werdenden Piste wechseln sich Kuh- und Schafweiden ab. Apart mit Stacheldraht eingezäunt. Gräser und Büsche zieren diese Weiden. Wir Geologie-Banausen hätten diese Landschaft als Steppe eingestuft. Etwa jeden Kilometer trifft man auf ein Restaurant / Hospedaje mit Campingmöglichkeit und Pool. Nach 6 km kommt der erste „Wüsten“-Abschnitt: rote Felsen, die mit meterhohen Kakteen bewachsen sind. Bei einem Restaurant kann man parken und einen 2…6 km langen Rundweg durch diesen kleinen Wüstenabschnitt spazieren. Sehr beschaulich, aber es prickelt uns nicht wirklich, zumal heute Sonntag ist und somit sehr viele Besucher hier sind. Wir beschließen weiter zu fahren, uns einen ruhigen Platz für die Nacht zu suchen und ggf. morgen vor Sonnenaufgang wiederzukommen.

Also wer weite leere Wüstenlandschaften mit unendlich scheinender Freiheit sucht, fahre besser nach Südwest-Bolivien oder Nordwest-Argentinien. Wer einfach eine farbliche Abwechslung zu dieser üppigen grünen Landschaft sucht, ist hier genau richtig.

Wir fahren weiter, bis ans Ende der in GoogleMaps verzeichneten Piste. 7 km entfernt soll es im Niemansland einen Campingplatz geben. Frei stehen ist nicht möglich, da das gesamte Gebiet eingezäunt ist. Die Piste wird schmaler und huppeliger und führt nicht gerade in Richtung des Campingplatzes. Wir fahren sie dennoch weiter. Nach 5 km kommt tatsächlich ein Wegweiser Valle de Constellaciones, 11 km. Juhu! Wir folgen dieser Piste und finden den völlig abgeschiedenen Campingplatz. Auch er hat einen Pool, einige kleine hübsche Hütten sind zu vermieten. Von den Toiletten aus hat man einen weiten Panoramablick über die Steppe/Wüste, anstatt Türen gibt es Vorhänge, die man zuziehen könnte, aber weshalb denn, wir sind ja die Einzigen hier.

Als wir abends draußen kochen und bei Einbruch der Dämmerung die Türe kurz offen stehen lassen, hält eine geballte Biodiversität Einzug in den Hano: Falter in verschiedensten Größen und Formen. Und dann beginnt es zu regnen, die ganze Nacht hindurch. Keine idiotensichere Wüste -wir schaffen es mal wieder, auch hier schlechtes Wetter zu erwischen.

Am nächsten Morgen frage ich den Campingplatzwart, ob wir zurückfahren müssen, oder der Piste weiter folgen können. Die Piste gehe weiter, bestätigt er, beide Wege seien etwa gleich weit. Wir überlegen noch kurz, ob wir warten sollen, bis die Wege trocken sind. Allerdings sieht es nach weiterem Regen aus, nicht nach Trockenwetter, also fahren wir den unbekannten Pistenabschnitt weiter. Uns erwarten 25 km Matsch-Abenteuer. Da der Hano keine Differenzialsperre hat, und die Wege teilweise nur einseitig im Matsch liegen, während auf der anderen Seite fester Untergrund ist, kommen mal wieder besondere Maßnahmen zum Einsatz: Wo überhängende Bäume (wohlgemerkt in der Wüste!) uns in den Matsch zwingen wollen, haut die Machete uns den Weg frei. Wo zu starke Steigungen oder einseitiger Matsch unumgänglich sind, verfüllt der Spaten den Matsch so lange mit Steinen, bis der Hano gazellengleich darüberschweben kann. Wo ausnahmsweise keine Weide die Piste zäunt, bahnt sich der Hano seinen Weg über felsigen / sandigen Untergrund rechts und links der Piste.

Ein spannendes Abenteuer, doch wer hätte gedacht, dass wir unsere erste Schlammfahrt auf dieser Reise ausgerechnet in der Tatacoa-Wüste haben würden?

Die beschaulichen roten Felsen mit den grünen Kakteen-Farbtupfern haben wir nicht mehr besucht. Sie dürfen andere Besucher erfreuen, oder uns auf einer nächsten Reise… Dennoch ein toller Abstecher, den wir nicht missen möchten!


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