Nachlese: Zahlen, Fakten, Infos

Nachlese: Zahlen, Fakten, Infos

Nachlese: Zahlen, Fakten, Infos

In den vorangegangenen Einträgen haben wir punktuell über faszinierende Landschaften und Lebensräume sowie beeindruckende Erlebnisse und Begegnungen berichtet. Die Erfahrungen eines halben Jahren kann man auch gar nicht vollumfänglich darstellen, aber wir hoffen, euch einige kleine Einblicke gewährt zu haben.

Jetzt im Nachgang habe ich ein paar Zahlen zusammengestellt, die uns selbst teilweise verblüfft haben, und euch vielleicht auch noch einen zusätzlichen Blickwinkel auf unsere Reise eröffnen oder einfach nur die eine oder andere Neugier stillen.

Wir waren insgesamt 219 Nächte unterwegs, davon 180 Nächte in Südamerika, davon wiederum 167 Nächte im Hanomag, 5 Nächte in Urwald-Lodges im Manu-Nationalpark, 2 Nächte im Schlafzimmer von Ulli und Hilda in Quito, 6 Nächte im Hostal in Cartagena. 3 Nächte hatten wir bei der Fahrt nach Antwerpen auf europäischen Campingplätzen zugebracht, 35 Nächte auf der Grande America mit der Überfahrt von Antwerpen nach Montevideo, und die unbequemste Nacht hatten wir beim Rückflug zwischen Miami und Lissabon – dafür aber ein leckeres Abendessen und unseren ersten vollmundigen Wein seit geraumer Zeit!

Uruguay ist ein cooles und sicheres Land. Wir fühlten uns in unsere frühe Kindheit zurückversetzt – Autos, Läden, Land und Leute atmen den Geist, der in Deutschland in den 70’ern herrschte. Wir haben siebenmal frei am Strand bzw. im Hinterland übernachtet, zweimal auf Campingplätzen.

In Brasilien waren die Menschen, denen wir tagsüber begegneten, äußerst nett und hilfsbereit. Dennoch hatten uns Freunde eingeschärft, niemals frei zu übernachten und nicht bei Dunkelheit zu fahren. Daran haben wir uns gehalten. 7 Übernachtungen auf Campingplätzen, 6 auf Trucker-Tankstellen, eine auf dem bewachten Parkplatz vor der Jesuitenmission São Miguel das Missões. Tankstellen-Übernachtung klang für mich, als ich das zum ersten Mal hörte sehr öd, nach Lärm, schweren Jungs, Dieselgeruch. Dem ist überhaupt nicht so. Ich war ganz begeistert von diesen Übernachtungen. Nicht aus Geiz, weil es kostenlos ist, sondern vielmehr wegen des ganz eigenen Charms. Diese Art zu Übernachten ist Road-Movie in Reinstform – hier verlässt man das Touristen-Dasein und wird ein Teil des Weges und des Landes. Trucker-Tankstellen, die zur Übernachtung einladen, haben wir in Brasilien, Argentinien, Ecuador und Kolumbien gefunden und genutzt. Diese Tankstellen haben einen großen Bereich abseits von der Straße, auf dem man sich für die Nacht hinstellen kann. In der Regel haben sie noch ein angegliedertes Restaurant und einen kleinen Laden. Meist nicht nur mit Toiletten, sondern auch mit Duschen. Tankstelle und Restaurant sind in der Regel rund um die Nacht geöffnet. Der kleine Hano fand immer einen Platz in dritter Reihe hinter den großen LKWs, sodass wir von Lichtern und Lärm der Straße gut abgeschottet waren. LKW-Fahrer haben einen harten Job, d.h. es gibt keine lauten Trinkgelage, sondern nette und besonnene Menschen trinken abends in aller Ruhe ein Bier und vespern etwas im Restaurant. Kurz nach Anbruch der Dunkelheit schlafen alle. Wenn uns morgens die ersten Sonnenstrahlen geweckt haben, ließen die ersten LKW-Fahrer bereits den Motor an, die übrigen waren bei der technischen Kontrolle: Reifendruck und Füllstände kontrollieren, Ladung sichern, usw. Ganz besonders ist mir die erste Tankstellen-Übernachtung in Erinnerung. Wir hatten die Grenze Uruguay – Brasilien überquert, was in Rivera nicht ganz trivial ist, da die Migración und Aduana beider Länder jeweils in völlig unterschiedlichen Stadtteilen liegen. Und nur bei der Ausreise von Uruguay waren Parkplätze vorgesehen, in Brasilien brauchten wir behördliche Unterstützung, um den Hano nicht mitten im Stau parken zu müssen. Als wir endlich die Grenze passierten, stand die Sonne schon sehr tief. Dennoch fuhren wir erstmal 70 km (mit dem Hano fast 90 Minuten), um eine ruhige Tankstelle zu finden. Die Sonne ist bereits untergegangen, der Himmel noch tief dunkelblau, überall brennen gelbe Lampen. Eine interessante Lichtstimmung. Wir setzen uns vor das Restaurant und trinken erstmal ein Bier zum Abschalten: „Eisenbahn“ und „“ heißen die Sorten. Zwei Meter vor uns befinden sich zwei Zapfsäulen, dazwischen steht der Wassereimer zum Scheibenwaschen. Ein Hund kommt vorbei, trinkt aus dem Eimer und trollt sich wieder. Dann kommt der Tankwart für die Nacht – es war gerade Wachwechsel. Er hat ein typisches Holzgestell mit Thermoskanne und Kalebasse bei sich, fast schon ein Wahrzeichen in Uruguay und Brasilien. Er setzt sich auf den Bordstein zwischen den Zapfsäulen und bereitet kunst- und liebevoll seinen Matetee zu, der ihn in den nächsten Stunden wachhalten wird. Was für ein Anblick, was für eine friedliche Ruhe! Mittlerweile ist der Himmel schon schwarz. Wir gehen in den Hano und kochen. Als wir fertig gegessen haben, bemerken wir, dass draußen ein rotes Blinklicht leuchtet – in Südamerika das Kennzeichen der Polizei! Wir spickeln an dem Verdunkelungsrollo vorbei nach draußen – was treibt die Polizei denn neben unserem Hano? Etwas ganz Niedliches: Die Beamten bringen einen davongelaufenen Esel und binden ihn auf dem einzigen größeren Grünstreifen an, 5 m vom Hano entfernt, damit er dort sicher die Nacht verbringen und mit dem Gras seinen gröbsten Hunger stillen kann. Diese Szenen haben sich fest in mein Gedächtnis eingegraben, und wann immer ich mich daran erinnere, stellt sich sofort die lässige brasilianische Stimmung ein.

Dann kommt Bolivien. 36 Nächte. Die Hälfte davon auf Campingplätzen, die andere Hälfte frei in der Natur. Wir haben uns in Bolivien immer sicher und von den Einwohnern wohl gelitten gefühlt. Einige der freien Stellplätze waren „so ein bisschen von der Straße weg“ und vorbeikommende Fußgänger haben uns freundlich zugewunken. Die spektakulärsten Übernachtungen waren die 6 Nächte auf dem Salar Uyuni und 4 Nächte auf der Lagunenroute. Da standen wir wirklich einsam – die nächsten beweglichen Geschöpfe waren die Sterne.

Argentinien. 6 Nächte auf Campingplätzen. Einmal Tankstelle. Neunmal frei in der Landschaft – und in was für Traumwelten!

Chile. 2 Nächte auf einem Campingplatz (weil wir die Mine bei Calama besichtigen wollten und dafür in der Stadt übernachten mussten), 5 Nächte frei. So unfreundlich wir die Chilenen auch fanden, wir haben uns beim Freistehen völlig sicher gefühlt.

Peru. Dank der gebrochenen Radnabe haben wir 54 Nächte in dem Land zugebracht, das wir nach Chile am wenigsten mochten, und in dem vom Freistehen dringend abgeraten wird… 41 Nächte auf Campingplätzen (wobei wir hier auch einige Restaurants, auf deren Parkplatz wir gegen einen Obulus sicher stehen durften, als Campingplatz bezeichnen). 12 Nächte auf Parkplätzen im Ort bzw. bei der Vicuña-Station. Eine Übernachtung bei einer bewachten Mautstelle.

Ecuador. Froh darüber, endlich aus dem kriminellen und vermüllten Nord-Peru heraus zu sein, wollen wir in der ersten Nacht frei übernachten, um das freundliche und sichere Ecuador zu feiern. Wir hatten gerade gegessen und geduscht und wollen uns zur Nacht betten, als die Policía Nacional an die Türe klopft und uns befragt, was wir hier wollen. Zuerst denken sie, wir seien Tagelöhner und suchten Arbeit. Das macht wohl der zünftige Hano-Look. Als mein schlechtes Spanisch sie überzeugt, dass wir Touristen aus Europa sind, die einfach keinen Campingplatz gefunden haben, raten sie uns an, zum nächsten Ort weiter zu fahren und dort an einer Tankstelle zu übernachten, was wir auch befolgen. 12 Nächte verbrachten wir insgesamt in Ecuador. Die erste wie bereits beschrieben an der Tankstelle, 8 auf Campingplätzen (bzw. bezahlten Parkplätzen), eine frei im Cotopaxi-Nationalpark, 2 Nächte im Haus von Ulli und Hilda. Ulli, unseren alten Studienfreund, hatten wir schon überzeugt, dass wir viel einfacher im Hano schlafen, weil dort jeder Handgriff sitzt, die Zahnbürste schon am Platz ist und wir auch mit geschlossenen Augen die drei Schritte von der Dusche bis zum Bett schaffen. Aber Hildas ecuadorianische Gastfreundschaft ließ sowas gar nicht zu: sie sind in ein kleines Bett umgezogen, um uns ihr luxuriöses Schlafzimmer zu überlassen. Anders als in europäischen Gästezimmern ist hier der Gast König! Das große Bett haben wir dann auch sehr genossen. Aber es war so ungewohnt, beim nächtlichen Umdrehen nicht an Torsten anzustoßen…

Kolumbien. 19 bezahlte Nächte auf teilweise ganz tollen Campingplätzen, teilweise einfachen Parkplätzen. 3 Tankstellen, 4 kostenlose Parkplätze von Sehenswürdigkeiten. Dann nach Abschied vom Hano 6 Nächte im Hostal in Cartagena.

Inklusive Ankunft in Montevideo und Abflug aus Kolumbien hatten wir 13 Grenzübergänge. Die Dauer für die Erledigung aller Formalitäten (Aus- und Einreise der Personen bei der Migración sowie Aus- und Einreise des Hanomag bei der Aduana) dauerte zwischen 90 Minuten und drei Stunden. Mit Ausnahme sämtlicher chilenischen Grenzbeamten und einer gelangweilten brasilianischen Migración-Tussi bei der Wiedereinreise nach Besichtigung der argentinischen Iguazú-Fälle waren alle Grenzbeamten nett, die meisten sogar sehr nett. Bei der ersten Ankunft in Brasilien begrüßte uns ein Herr Friedrich, deutschstämmig, sprach aber ebenso wenig Deutsch wie wir Brasilianisch. Dennoch führten wir unverdrossen ein sehr nettes Gespräch, während um uns herum Falschparker ihre Strafzettel bezahlten. Der junge Mann bei der Aduana in Peru war ganz stolz, als er „Rheinstahl-Hanomag“ als Automarke in seinen Computer eingegeben hatte, und dann ganz enttäuscht, als das Programm diesen Eintrag nicht akzeptierte und er ganz simpel „otro/other“ auswählen musste. Als er uns nach unserem Wohnort fragte, leuchteten seine Augen wieder auf: „Eggenstein-Leopoldshafen“ war genau die Herausforderung, nach der er gesucht hatte, und diesmal wurde seine Eingabe akzeptiert. Er konnte also allen Kollegen zeigen, welch komplizierten Ortsnamen er völlig korrekt eingetragen hatte! Und die Ähnlichkeit seiner weltgewandten Aussprache „Echens-tee-in Leopolds-affen“ mit dem deutschen Original konnten seine Kollegen ja nicht überprüfen, wer wäre denn auch so kleinlich, sie in Zweifel zu ziehen. Die Beamten in Ecuador machten ein paar Selfis vor dem Hano und dann noch gegenseitig ein paar Fotos, wie sie unsere Papiere vor dem Hano kontrollieren. Die eigentliche Kontrolle hatte natürlich im angrenzenden Büro stattgefunden, aber sie wollten diese Fotos der Zentrale in Quito schicken, weil die immer wissen wollen, wie so ein typischer Arbeitsablauf an den Grenzen aussieht.

Nun wurde aber genug geschlafen und gewartet – jetzt kommen die knackigen Zahlen des trabenden Hano!

In Südamerika haben wir an 107 Fahrtagen mehr als 17.000 km zurückgelegt, davon knapp 4.000 km auf Pisten, davon wiederum 220 km auf Salz. Dabei haben wir mehr als 210.000 Höhenmeter überwunden. 57 Nächte haben wir auf Höhen über 3.500 m.ü.N.N. verbracht, im Altiplano bzw. der Puna, einer Hochebene, die sich von Nordargentinien/-chile über Bolivien bis Cusco in Peru erstreckt. Eine grandiose Zeit, zumal hier auch emotional und landschaftlich die absoluten Höhepunkte der Reise lagen. Der höchste Halt war auf 5.033 m.ü.N.N., bei der bolivianischen Zollstation in Apacheta. An 12 Tagen haben wir über 4.500 m hohe Pässe überwunden.

Die höchstgelegene Übernachtung hatten wir später in Ecuador ander Flanke des Cotopaxi auf 4.590 m.

Am längsten Fahrtag ist der Hano 531 km gefahren, insgesamt sind wir an 9 Fahrtagen mehr als 300 km weit gefahren. Doch wir hatten auch sehr lange Fahrtage mit kurzen Strecken unter 100 km – einerseits durch Waschbrett-Pisten (in Bolivien und Nordargentinien) andererseits durch starke Steigungen und beständiges Rauf und Runter (Peru, Ecuador, Kolumbien). An diesen Tagen erreichten wir typischerweise Durchschnittsgeschwindigkeiten von 10…15 km/h! Da bewahrheitete sich der Spruch, der unsere Reise-Flaggen zierte: „50 años a paso de tortuga“…

Der Tag, an dem wir in Ecuador einreisten, war der Fahrtag mit den meisten Höhenmetern – 6.400 Meter ist der Hano auf einer Strecke von 264 km hinauf, hinab, hinauf, wieder hinab usw. geklettert. Und das war keineswegs auf kleinen abartigen Pisten, sondern brav auf der Panamericana! Insgesamt hatten wir mehr als zehn Fahrtage mit über 4.000 Höhenmetern.

Die klimatischen Verhältnisse variierten von -15°C und 20% relativer Feuchte auf 4.150 m.ü.N.N. (entsprechend einem Luftdruck von unter 0,6 bar) an der Laguna Ramaditas in Bolivien, bis zu Temperaturen von über 30°C nachts und über 36°C tagsüber bei 90% relativer Luftfeuchte im Pantanal in Brasilien sowie der karibischen Küste Kolumbiens.


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