Verabschiedung von Hano in Bremerhaven – 30. August 2021

Verabschiedung von Hano in Bremerhaven – 30. August 2021

Zwei Tage Fahrt hatten wir für die 650 km nach Bremerhaven einkalkuliert. Hanomag trabt wohlgelaunt und leichtfüßig durch Schmodderwetter und Regen mit atemberaubenden 67 km/h über die deutschen Bundesautobahnen. Wir fahren mit zwei Fahrzeugen und kochen und schlafen im Wohni, da Hano schon abgabefertig gepackt ist. Das Wohni verbraucht bei dieser Fahrt übrigens knapp 2/3 der üblichen Treibstoffmenge. Das wäre doch eine effektive Sofortmaßnahme zum Sprit sparen: Tempo 70 auf allen deutschen Bundesautobahnen! Wir kommen sonntags in Bremerhaven an und suchen eine Waschanlage, um Hano von dem Straßenstaub zu befreien. Fehlanzeige – sonntags haben die Waschanlagen hier zwar offen, aber kein Wasser! Durch die frische Farbschicht ist der Dreck glücklicherweise überschaubar und leicht mit Wasser aus dem Wohni abzuwaschen. Die händische Flaschenwäsche tut Hano sowieso besser als der Hochdruckreiniger… Montags (30.8.) kommt dann der große Tag – Survey (= Inspektion, ob wir alle Vorgaben bezüglich des Fahrzeuginhalts eingehalten haben) und Abgabe des Hano im Hafenterminal. Wir sind überpünktlich da, Hano blitzt und blinkt in der Morgensonne. Der Survey–Beamte ist sehr nett und sehr gründlich. Er schaut sich jedes Staufach an, lässt sich vom Fahrzeughalter eine kurze Beschreibung des Inhalts geben, und lässt sich die eine oder andere Kiste in den Staufächern ausführlicher zeigen. Z.B. den Werkzeugkoffer. Als Torsten ihn aufklappt, entdeckt der Beamte ein Feuerzeug. Das ist seit Jahrzehnten im Werkzeugkoffer, daher hatten wir es beim Ent–Packen völlig vergessen. Freundlich drückt er es Torsten in die Hand. Wir wussten ja, dass man keine Lebensmittel mitnehmen darf, daher hatten wir alle ausgeräumt und auch die Gewürzgläschen geleert. Den Salzvorrat hatten wir dringesessen – das ist ja weder pflanzlich noch tierisch. Aber es ist ein Lebensmittel – wir schütten es also in einen Beutel und stellen das leere Salzglas zurück. Mit allem Anderen ist der Beamte zufrieden – wir sind erleichtert. Allerdings sucht der Survey tatsächlich nur nach verbotenen Gegenständen, um die Sauberkeit kümmert er sich nicht. Die wird vor Auffahrt auf das Schiff kontrolliert (Schiffsbestimmungen) und dann nochmal im Zielhafen (Landesbestimmungen), d.h. es wird noch zwei weitere Hürden geben. Sei’s drum – wir fahren zum Container Terminal Wilhelm Kaisen – Eurogate. Wohni und ich müssen draußen warten, in diesen sensiblen Bereich darf nur Hano mit seinem Halter einfahren. Ein Gefühlmix aus Freude, Abenteuerlust, Hoffen und Bangen durchtobt mich, als Hano und Torsten durch die Eingangspforte des Terminals entschwinden. Für Torsten beginnt hier eine Odyssee, bis er Hano an genau derselben Stelle abstellen darf, an der er ihn im April 2018 abgeholt hat. Wir bleiben noch einen Tag in Bremerhaven, und beziehen dann Stellung auf einem Campingplatz in Butjadingen, von wo aus wir die Hafeneinfahrt beobachten können. Glücklicherweise haben wir die Räder dabei, wir machen einige schöne Radtouren und Spaziergänge in der Umgebung. So richtig will aber noch keine vollständige Entspannung aufkommen, da der Autofrachter noch vor Bremerhaven auf Reede liegt. Als er dann am Donnerstag abend gegen 22:00 Uhr einläuft, sind wir gerade beim Duschen, und sehen erst am nächsten Tag beim Schiffstracking, dass der Frachter schon wieder ausläuft. Wie wohl wird sich Hano in seinem Bauch fühlen?


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