Die Oria Secondary School am Fuße des Kilimandscharo 24.-25.02.2022

Die Oria Secondary School am Fuße des Kilimandscharo 24.-25.02.2022

Torstens Schule hatte vor Jahren eine Schulpartnerschaft mit einer Schule im Norden Tansanias, in Form einer gemeinsamen Theater-AG und eines Schüleraustauschs, die jedoch danach ins Stocken gekommen war. Da wir schon mal in der Gegend des Kilimandscharo sind, fragen wir uns, was liegt näher, als einfach hinzufahren und zu schauen, ob Interesse an einer Wiederbelebung des Kontakts besteht?

Die Schule liegt in Oria, einem schön im Grünen gelegenen Vorort der Großstadt Moshi, die das Tor für Kilimandscharo-Expeditionen ist. Eigentlich wollten wir erst mal auf einen nahegelegenen Campingplatz gehen, Kontakt aufnehmen, und am nächsten Tag die Schule besuchen. Doch den Campingplatz finden wir nicht. Also fahren wir direkt zur Schule.

Obwohl wir völlig unangekündigt in den Schulnachmittag hineinplatzen, wird uns ein sehr netter Empfang bereitet. Der Konrektor heißt uns willkommen. Als Torsten sein Anliegen erklärt, wird sofort einer der Lehrer geholt, der damals beim Austausch dabei war. Der Lehrer sprudelt noch von Erfahrungen und erklärt sich spontan bereit, bei einer neuen Kooperation die Federführung zu übernehmen. Details wollen wir in aller Ruhe am nächsten Tag besprechen. Die Rektorin kommt hinzu, und wir verabreden, morgen um 12:00 Uhr wieder zu kommen, sodass alle Beteiligten Zeit haben, sich in Ruhe Gedanken zu machen.

Nun verbleibt noch das Problem, dass wir den Campingplatz nicht gefunden haben. Kein Problem, sagt uns der Konrektor – wir sollen einfach einige Schüler*innen aus diesem fünf Kilometer entfernt gelegenen Wohngebiet mitnehmen, die haben dann einen schnellen Rückweg (alternativ müssten sie laufen) und können uns den Weg weisen. Wie viele Sitzplätze unser Auto denn habe? – Vier, antworte ich. Das war natürlich missverständlich, denn er organisiert zwei Jungs und zwei Mädchen, die in der Nähe des Campingplatzes wohnen. Ob es denn Polizeikontrollen hier gäbe?, frage ich, was der Konrektor verneint. Also nehmen wir alle mit. Platz ist in Kathrina allemal genug, hinten am Esstisch mit der umlaufenden Sitzbank. Und Kathrina ist stolz, als Schulbus fungieren zu dürfen – bei so netten Insassen macht ihr das richtig Spaß, und sie nimmt die holperigen Pisten so sanft wie irgend möglich. Die Campingplatzzufahrt führt durch tiefen Matsch, Schilder gibt es hier sowieso nicht. Das erklärt, dass wir sie vorhin nicht gefunden haben. Wir sind glücklich auf dem Platz, mal wieder die einzigen Gäste, und die Schüler*innen sind stolz, ihren Eltern und Freunden von der Rückfahrt im Abenteuer-Mobil berichten zu können.

Am nächsten Tag wollen wir mit europäischer Pünktlichkeit erscheinen. Überpünktlich steigen wir ein – doch Kathrina startet nicht. Oh nein, solch eine Diva! Ausgefahrene, steinige und matschige Pisten können sie nicht schrecken, aber offensichtlich fremdelt sie vor einem offiziellen Auftritt oder vor der Schülerschaft!? Wir springen hinaus, Motorhaube hochgeklappt, nach einem weiteren Startversuch ist der Fehler (aber noch nicht seine Ursache) gefunden: Luft in der Treibstoffleitung. Also Diesel mit der Handpumpe gepumpt, bis sie anspringt. Um 12:01 Uhr fahren wir auf den Schulhof…

Wir haben ein sehr fruchtbares Gespräch mit der Rektorin, dem Konrektor und dem Lehrer, der die Kooperation federführend wiederaufnehmen will. Wir besichtigen die verschiedenen Unterrichtsräume, insbesondere die neuen Chemieräume; den Schulgarten, in dem Stecklinge von Nutzpflanzen für interessierte Schüler und umliegende Bauern gezüchtet werden; usw. Bis uns die Glocke ruft. Wir wundern uns, dass die Schülerschaft sich sofort auf dem Schulhof einfindet und klassenweise formiert. Torsten und der Lehrer der Oria Secondary School stellen den Schüler*innen kurz einige Aspekte der geplanten Kooperation vor und ermutigen sie, Steckbriefe zu verfassen, um Brieffreunde in Deutschland zu finden. So etwas geht ja heute per Mail, Facebook und Skype alles viel einfacher als zu unserer Zeit. Dann werden einige Fotos für die Schülerzeitung / einen Amtsblattartikel gemacht. Wir sind erstaunt, dass alle sich so diszipliniert formieren und stillstehen – bis die Schulspeisung angekündigt wird. Es gibt Mais und Bohnen mit etwas Salz, aber ganz ohne Gewürze für die Kinder, und Fisch mit Tomatensauce für die Lehrer. Wir bekommen das nahrhafte Schüleressen. Stella, eine der Schülerinnen, die täglich beim Kochen für ihre 400 Mitschüler*innen hilft, ist vorwitzig und fragt mich, was man denn in Deutschland isst. Kurzerhand lade ich sie für abends zum Campingplatz ein, falls sie denn probieren will.

Ja natürlich will sie das. Sie will mit einer Freundin kommen, und der Lehrer bietet sich gleich an, die beiden Mädchen zu begleiten, da sie in der Nähe der Schule wohnen, und die fünf Kilometer bis zum Campingplatz laufen oder radeln müssen. Er organisiert Schulräder für den Abend.

Wir haben so viele leckere Zutaten, aber nichts für ein typisch deutsches Essen. Also entscheiden wir uns für einen Auberginen-Risotto. Gegen 17:30 Uhr kommen kommen Stella, Sharon und Herr Kimatha dann angeradelt. Nach zwei nebligen Tagen in dieser Gegend klart es genau in diesem Moment auf – und wir bekommen einen herrlichen Blich auf den Schneegipfel des Kilimandscharo. Uns war bisher noch gar nicht bewusst gewesen, dass man von hier aus sowie auch vom Schulhof aus den Gipfel sehen kann. Welch eine inspirierende Umgebung fürs Lernen! In der warmen Nachmittagssonne genießen wir das gemeinsame Abendessen, wobei wir nicht ganz sicher sind, ob das mit Knoblauch und Chili gewürzte Essen den Geschmack der Gäste trifft, denn hier wird traditionell für unsere Begriffe eher fad gekocht, Salz ist schon ein Luxus. Jedenfalls verbringen wir einen netten sonnigen Frühabend, doch die Gäste brechen schon kurz nach dem Essen wieder auf, damit sie vor Sonnenuntergang wieder sicher zu Hause sind.

Gerade die persönliche Begegnung hat für uns dieses Erlebnis abgerundet – der gesamte Kontakt zu den Lehrer*innen und Schüler*innen war alles Andere als ein rein dienstlicher Akt von Torsten, sondern eine sehr nette persönliche Erfahrung für uns beide, und hoffentlich der Beginn einer langen und fruchtbaren Kooperation.


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