Wanderlust 28.04.2022
Im Umfeld von Lesotho kann man nicht einfach nur Kilometer schrubben, viel zu schön ist es hier. Immer wieder laden uns grandiose Ausblicke auf spannende Bergpanoramen zu einem Abstecher in die Seitentäler ein, oder die Aussicht auf einen interessanten Felsen verleitet uns, einen Wandertag einzulegen, wie hier im untouristischen Niemandsland Zastron, wo das Blogbild entstand.
Es gibt sogar Wanderwegmarkierungen in Form zufällig verstreuter Farbkleckse – oder waren das doch nur Flechten oder Vogelmist? Aber man sieht ja, wo man hin will, und kommt teils auf Wildwechseln, teils querfeldein immer dichter in diese Richtung. Gern nehmen wir mehrere Anläufe zum Aufstieg auf den Berg in Kauf, denn für uns ist es wichtig, den Tag in der schönen Natur zu verbringen, und nicht, in möglichst kurzer Zeit irgendwo hin zu kommen. Wenn man selbst den Weg suchen muss, lernt man auch die Natur besser zu verstehen: Wie steil ist der Anstieg wirklich, welche Felsen sind gut zu passieren oder eher zu bröckelig oder zu rutschig, usw.
Wir genießen es auch, dass wir sowohl auf dem Campingplatz als auch bei der Wanderung mal wieder die Einzigen sind. Falsch: Auf der Wanderung treffen wir einen sympathischen alten Afrikaner. Er kann kein Englisch und nur wenige Worte Afrikaans, versucht mehrere afrikanische Sprachen mit uns. Nachdem wir feststellen, dass wir keinerlei sprachlichen Überlapp haben, entsteht ein kurzer und herzlicher Wortwechsel mit vielen Gesten, untermalt mit freundlichen Worten, die der andere nicht versteht: Wir zeigen auf die wunderschöne Natur rundherum, auf Berge oder Bäume, und er zeigt uns stolz sein Fundstück von heute morgen: Eine alte verrostete Zange, die er uns mit leuchtenden Augen präsentiert, sodass wir merken, wie wertvoll dieser Schatz für ihn ist. Noch ein strahlendes Lächeln, dann sein einziger englischer Satz: „god bless you“, und er zieht weiter bergab, während wir noch am Aufstieg sind.
Das war mal wieder ein Wandertag, wie wir ihn uns wünschen – zumal wir den Abstieg noch am frühen Nachmittag geschafft haben, sodass wir in der warmen Nachmittagssonne noch genüsslich kochen können. Hier ist ja Herbst, und es wird empfindlich kalt, sobald die Sonne hinter dem Bergrücken verschwunden ist. Wie schön also, dass der Tag mit einem ausgiebigen Essen bei tiefstehender Sonne ausklingt. Den leckeren tansanischen Café nehmen wir dann schon im Bergschatten, er wärmt ja gut. Und den 5 Jahre im Eichenfass gereiften südafrikanischen Brandy dann etwas später unter einem funkelnden Sternenhimmel.