Monat: Februar 2018

Eingeseift in der Wüste

Eingeseift in der Wüste

  1. Februar 2018

 

Wir sind zwar keine Geologen, aber unter einer Wüste haben wir uns eine trockene Landschaft mit sehr wenig Fauna und Flora vorgestellt. Als wir von Villavieja in die Tatacoa-Wüste abbiegen, staunen wir nicht schlecht: Entlang der immer abenteuerlicher werdenden Piste wechseln sich Kuh- und Schafweiden ab. Apart mit Stacheldraht eingezäunt. Gräser und Büsche zieren diese Weiden. Wir Geologie-Banausen hätten diese Landschaft als Steppe eingestuft. Etwa jeden Kilometer trifft man auf ein Restaurant / Hospedaje mit Campingmöglichkeit und Pool. Nach 6 km kommt der erste „Wüsten“-Abschnitt: rote Felsen, die mit meterhohen Kakteen bewachsen sind. Bei einem Restaurant kann man parken und einen 2…6 km langen Rundweg durch diesen kleinen Wüstenabschnitt spazieren. Sehr beschaulich, aber es prickelt uns nicht wirklich, zumal heute Sonntag ist und somit sehr viele Besucher hier sind. Wir beschließen weiter zu fahren, uns einen ruhigen Platz für die Nacht zu suchen und ggf. morgen vor Sonnenaufgang wiederzukommen.

Also wer weite leere Wüstenlandschaften mit unendlich scheinender Freiheit sucht, fahre besser nach Südwest-Bolivien oder Nordwest-Argentinien. Wer einfach eine farbliche Abwechslung zu dieser üppigen grünen Landschaft sucht, ist hier genau richtig.

Wir fahren weiter, bis ans Ende der in GoogleMaps verzeichneten Piste. 7 km entfernt soll es im Niemansland einen Campingplatz geben. Frei stehen ist nicht möglich, da das gesamte Gebiet eingezäunt ist. Die Piste wird schmaler und huppeliger und führt nicht gerade in Richtung des Campingplatzes. Wir fahren sie dennoch weiter. Nach 5 km kommt tatsächlich ein Wegweiser Valle de Constellaciones, 11 km. Juhu! Wir folgen dieser Piste und finden den völlig abgeschiedenen Campingplatz. Auch er hat einen Pool, einige kleine hübsche Hütten sind zu vermieten. Von den Toiletten aus hat man einen weiten Panoramablick über die Steppe/Wüste, anstatt Türen gibt es Vorhänge, die man zuziehen könnte, aber weshalb denn, wir sind ja die Einzigen hier.

Als wir abends draußen kochen und bei Einbruch der Dämmerung die Türe kurz offen stehen lassen, hält eine geballte Biodiversität Einzug in den Hano: Falter in verschiedensten Größen und Formen. Und dann beginnt es zu regnen, die ganze Nacht hindurch. Keine idiotensichere Wüste -wir schaffen es mal wieder, auch hier schlechtes Wetter zu erwischen.

Am nächsten Morgen frage ich den Campingplatzwart, ob wir zurückfahren müssen, oder der Piste weiter folgen können. Die Piste gehe weiter, bestätigt er, beide Wege seien etwa gleich weit. Wir überlegen noch kurz, ob wir warten sollen, bis die Wege trocken sind. Allerdings sieht es nach weiterem Regen aus, nicht nach Trockenwetter, also fahren wir den unbekannten Pistenabschnitt weiter. Uns erwarten 25 km Matsch-Abenteuer. Da der Hano keine Differenzialsperre hat, und die Wege teilweise nur einseitig im Matsch liegen, während auf der anderen Seite fester Untergrund ist, kommen mal wieder besondere Maßnahmen zum Einsatz: Wo überhängende Bäume (wohlgemerkt in der Wüste!) uns in den Matsch zwingen wollen, haut die Machete uns den Weg frei. Wo zu starke Steigungen oder einseitiger Matsch unumgänglich sind, verfüllt der Spaten den Matsch so lange mit Steinen, bis der Hano gazellengleich darüberschweben kann. Wo ausnahmsweise keine Weide die Piste zäunt, bahnt sich der Hano seinen Weg über felsigen / sandigen Untergrund rechts und links der Piste.

Ein spannendes Abenteuer, doch wer hätte gedacht, dass wir unsere erste Schlammfahrt auf dieser Reise ausgerechnet in der Tatacoa-Wüste haben würden?

Die beschaulichen roten Felsen mit den grünen Kakteen-Farbtupfern haben wir nicht mehr besucht. Sie dürfen andere Besucher erfreuen, oder uns auf einer nächsten Reise… Dennoch ein toller Abstecher, den wir nicht missen möchten!

Alte Kulturen in Kolumbien

Alte Kulturen in Kolumbien

15.-17. Februar 2018

Die vorkolumbianischen Kulturen in Südamerika haben uns bisher nicht vom Hocker gerissen. Runde und eckige Grundmauern kennen wir aus Europa, irgendwie folgen menschliche Behausungen doch weltweit sehr ähnlichen Mustern. Auch die Tonscherben sehen sich überall auf der Welt irgendwie sehr ähnlich. Angenehm überrascht waren wir, als wir in Bolivien in einem abgelegenen Seitental, in dem wir eine Übernachtungsmöglichkeit suchten, auf Grabtürme aus Adobe stießen. Sie leuchteten rot in der Abendsonne, und da es nur etwa 10 Türme waren, fernab jeglicher Touristenrouten, waren außer uns dort nur einige Lamas. Ein herrlicher und ergreifender Anblick.

Die Festung Sayhuaman in Cusco, Peru, hatte uns mit ihren Mauern aus fugenlos ineinandergefügten riesigen Steinblöcken fasziniert.

Das waren bisher die Höhepunkte für uns gewesen, und wir waren nicht sicher, ob wir wirklich die Umwege über unerquickliche Pisten für die archäologischen Stätten in Süd-Kolumbien fahren sollten. Wie gut, dass wir die Huckelei auf uns genommen (und dem Hano zugemutet) haben!

Zuerst kommen wir nach Alto de los Idolos. Hier gibt es alte Gräber (1…1500 nach Christus), die an die Allees Couvertes in der Bretagne erinnern. Allerdings haben all diese Gräber einen Wächter aus Stein: in der Regel Steinplatten (wenige sind als Relief ausgearbeitet), in die (menschliche?) Figuren mit übergroßen und überbreiten Gesichtern eingemeißelt sind. Beeindruckende Wächter -mich hätten sie auf jeden Fall am Weitergehen gehindert. Das Faszinierendste an los Idolos ist, dass die Gräber mit Wächtern erhalten (bzw. wieder aufgestellt) sind. Außerdem sind wir allein und genießen die Ruhe an diesem andächtigen Ort.

Einen Tag später besichtigen wir die bekanntere und gut besuchte (wenn auch nicht überlaufene) archäologische Stätte in San Agustin. Hier stehen über 100 Grabwächter, jedoch ohne Gräber. Die Einbettung der Figuren in die Ruhestätten der Ahnen spürt man hier nicht so gut, wie in los Idolos. Eindrucksvoll ist die Vielfalt an Figuren, die Unterschiede in den Handhaltungen und in der Ausgestaltung der Gesichter: runde Augen, halbrunde, eckige, Schlitze. Fast alle Gesichter fletschen die Zähne und haben übergroße Eckzähne.

Frühere und ganz anders angelegte Grabstätten finden sich in Tierradentro. Laut Luftlinie ganz in der Nähe, jedoch muss man 200 km abenteuerliche Straßen und Pisten fahren, um hierher zu gelangen. Hier befinden sich einzigartige Grabhöhlen. Einige sind ausgegraben, viele weitere werden noch auf den umliegenden Feldern unter dem fruchtbaren Ackerboden vermutet. Man steigt über die originalen rundgewaschenen überhohen Stufen hinab in die Gräber. Noch ziert kein Geländer diese Zugänge, man muss schon etwas Geschicklichkeit walten lassen, um hinunter und wieder hinauf zu kommen. Allerdings wurden Lampen mit Bewegungsmeldern installiert, sodass man unten mit schwacher Beleuchtung die Verzierungen an den Wänden der Gräber erkennen kann. Jedes Grab hat einen zentralen Innenraum, umgeben von 7 Nischen, in denen teilweise Urnen gefunden wurden. Teilweise verfügen die Innenräume noch über Säulen. An den Säulen sind Ornamente oder Köpfe eingemeißelt, viele Wände der Nischen sind mit einfachen regelmäßigen Mustern verziert, in blauer und roter Farbe. Sehr beeindruckende Stätten!

Diese Gräber liegen in einem sehr fruchtbaren Gebiet, wir sehen rundum Kaffeeplantagen und Bananenstauden. Als wir ein paar vergessenen Kaffeekirschen öffnen und uns fröhliche Würmer entgegenschauen, wissen wir, dass der Kaffee hier echt bio ist. Und nachdem uns ein Architekt, der eine nahegelegene Kirche restauriert und glücklicherweise gut englisch spricht, bestätigt, dass der beste Kaffee Kolumbiens von hier stammt, und nicht aus dem berühmten Kaffegebiet um Manizales, ist klar, dass wir am Abend einen Einkaufsbummel in den Ort machen, um getrocknete, aber ungeröstete Kaffeesamen zu erstehen. Seit dem Kakaorösten hat sich unsere Technologie schon weiter entwickelt: Geröstet wird im heißen Luftstrom im Nudelsieb. Klein gepulvert wird beim ersten Versuch im Mörser, beim zweiten dann etwas feiner in der Pfeffermühle. Die Ergebnisse sind schon sehr lecker, ein superfeines Aroma. Nichtsdestotrotz werden wir bei weiteren Ansätzen das Verfahren weiter entwickeln. Es erfreut uns immer wieder, wenn wir an einem Ort nicht nur das finden, was uns die Karte, der Reiseführer, oder ein Tipp anderer Reisender versprochen haben, sondern wenn sich zu diesen großen Höhepunkten noch eine weitere unverhoffte kleine Entdeckung gesellt!

Festgefahren

Festgefahren

  1. Februar 2018

 

Andere Reisende können von spektakulären Situationen berichten, in denen sich ihre Gefährte so in den Untergrund eingewühlt hatten, dass sie nur mit fremder Hilfe wieder herauskamen. Wir haben von Reisebekannten faszinierende Fotos gesehen, wie ihr Gefährt im Salar Uyuni eingebrochen ist, und in vier Tagen von einer Kompanie Soldaten wieder ausgebuddelt werden musste. Was für ein Abenteuer!

Wir selbst sind durch viele sandige Untergründe gefahren in abgelegenen Wüsten und grandiosen Landschaften. Niemals hat sich der Hano festgewühlt. Bis heute. Und wie banal!

Wir fahren gerade vom Dschungel zurück Richtung Zivilisation auf einer relativ guten Betonstraße und sehen den ersten Handymasten. Wir beschließen, bei nächster Gelegenheit zu halten, und diese kommt schon nach 500 m in Form eines Feldweges. Weil Torsten so rücksichtsvoll ist, bleibt er nicht mitten auf dem Weg stehen, sondern rangiert neben den Weg ins Gras. Plötzlich gibt es einen starken Schaukler, und der Hano steht schräg. Was ist passiert? Das linke Hinterrad ist eingesunken, und der Hano sitzt auf zwei Staukisten auf – der hintersten linken sowie der hinteren.    Was man wegen des üppigen Grases nicht sehen konnte: hier läuft der Ablauf einer Kuhweide entlang: frisches Bergwasser – vermischt mit Gülle…

Danach erleben wir mal wieder absolute ecuadorianische Hilfsbereitschaft: Während Torsten zu schaufeln beginnt, gehe ich zum nächstgelegenen Hof, der glücklicherweise keinen Kilometer weit entfernt liegt. Zunächst sehe ich niemanden, die Hunde begrüßen mich Gott sei Dank mit freundlichem Schwanzwedeln, ohne Kläffen oder Hochspringen, und nach einigen Rufen kommt ein Mann mit Machete aus dem Unterholz. Ich erkläre ihm die Situation und er ruft einen Freund mit Traktor im nächsten Ort an. Er kommt aber erst noch einmal mit, um sich die Situation genau anzusehen und seinem Freund dann zu sagen, welchen Traktor er nehmen sollte. Während wir gemeinsam zum festgefahrenen Hano marschieren, sehen wir, wie ein LKW am Hano vorbeifährt, bremst, den Warnblinker setzt und dann rückwärts zurück in den Feldweg fährt. Die Fahrer haben an der starken Verschränkung der Achsen erkannt, dass der Hano festsitzt, und haben angehalten um zu helfen! Torsten schaufelt noch immer an der straßenabgewandten Seite und traut seinen Augen kaum, dass quasi zeitgleich von zwei Seiten Hilfe kommt.

Der LKW ist kaum größer als der Hano, dennoch schaffen sie es beim zweiten Anlauf, ihn aus der Gülle zu befreien. Sie machen vorher und nachher einige Fotos vom Hano und haben sichtbare Freude daran, uns zu helfen. Ein kleines Trinkgeld für einen Café lehnen sie strikt ab. Und der Mann von dem Hof, den wir mit dem Hano zurückfahren, bedankt sich tausendmal bei uns, das er im Hano mitfahren durfte.

Am nächsten Fluss halten wir an, spülen die beiden Staukästen und das Rad ab, und richten die Staukästen wieder – weiter geht’s! Nur die Lust auf Internet ist uns vergangen (der Handymast ist mittlerweile auch schon arg weit weg), weshalb diese Blogeinträge dann eben mal wieder warten müssen.

P.S. Diese Hilfsbereitschaft können wir gleich am nächsten Tag erwidern: Als wir mit rasanten 15 km/h eine lange Steigung hinauffahren, sehen wir ein Auto am Straßenrand stehen, aus dessen Motorhaube dichte Dampfschwaden herausziehen. Wir halten an, ich bleibe beim Hano und Torsten geht zu dem dampfenden Fahrzeug. Fahrer und Familie stehen ganz paralysiert neben dem Auto. Torsten öffnet die Motorhaube, sieht, dass das Kühlwasser übergekocht ist (übrigens auch ein Chevrolet, wie in Argentinien am Pass Abra el Acay…), holt unseren 10 Liter Faltkanister und füllt 5 Liter Wasser nach, mit dem Hinweis, bei nächster Gelegenheit Kühlerfrostschutz nachzufüllen. Die Familie ist immer noch schreckensstarr und dankbar, dass alles gerichtet ist.

Gegenüber liegt auch ein PKW, an dem zwei Männer reparieren. Als diese Gruppe junger Leute den Wasserbeutel sieht, schicken Sie das hübscheste Mädel rüber um Torsten um etwas Wasser zu bitten, damit sich die beiden Jungs die Hände waschen können. Die Reparatur haben sie schon hinbekommen, sind aber bis über die Ellenbogen hinauf schwarz.

So wäscht im wahrsten Sinne des Wortes eine Hand die andere!

Kakao rösten im Dschungel

Kakao rösten im Dschungel

7.-8. Februar 2018

 

Uns zieht es wieder in den Dschungel, um diese faszinierende Landschaft noch einmal auf eigene Faust zu erleben. Klar, dass wir dann – anders als bei der Manu-Tour – nur in die Kulturzone vordringen können, aber mehr ist für Anfänger wie uns ja auch nicht empfehlenswert.

Eigentlich wollten wir von Quito aus in den ecuadorianischen Dschungel fahren, und von dort nach Kolumbien weiterfahren. Als wir das unseren Freunden in Quito erzählen, werden sie bleich und raten uns heftig ab. Die kolumbianische Guerilla ist seit einigen Wochen wieder sehr aktiv im Süden des Landes, und kommt bisweilen auch über die Grenze. Vor einigen Wochen haben sie nachts im ecuadorianischen San Lorenzo eine Polizeistation samt wachhabenden Beamten in die Luft gesprengt. Nur die Panamericana sei im Grenzgebiet polizeilich hinreichend gesichert, die Küste sowie den Dschungel im Grenzgebiet sollten wir meiden. Das überzeugt uns. Was nun?

Wir beschliessen also, in Ecuador nochmals zurück nach Süden in den Dschungel zu fahren, dort kommt man bei Misahualli an den Rio Napo, der wie der Rio Manu ein direkter Zufluss des Amazonas ist. Ullrich vermittelt uns den Freund eines ehemaligen Studenten, bei dem wir im Hof wohnen können, und der dort eine Ausbildung zum Tourguide macht. So ganz auf eigene Faust ist dieser kurze Dschungelausflug nun also doch nicht, aber für uns eine perfekte Mischung: Als wir abends ankommen, vermittelt uns Mauricio gleich eine nächtliche Ruderbootfahrt auf einer Lagune. Nachts waren wir im Dschungel noch nicht auf dem Wasser – eine ganz neue Erfahrung. Es ist ziemlich ruhig, aber deswegen nicht weniger faszinierend. Wir sehen nur einen Klammeraffen von Weitem, und einige Vögel ganz dicht, die sich auf Ästen, die weit über das Wasser hängen, vor Fressfeinden in Sicherheit gebracht haben. Wir beleuchten sie nur vorsichtig, um sie nicht aufzuwecken. Im Wasser platscht es – klar, dass man in der Lagune für die Touristen einige besondere Fische angesiedelt hat. Sie sind zwar nicht natürlich hierher gekommen, aber sie befinden sich in einem ausreichend großen natürlichen Lebensraum. So sehen wir also auch zwei „Paiches“ bzw. Arapaimas, die größten Süßwasserfische der Erde. Bis zu 3,50 m können Sie lang werden, unsere beiden Exemplare sind nur über einen Meter lang, aber dennoch beeindruckend.

Am nächsten Morgen sieht Mauricio beim Frühstück unser Kakaopulver sowie die Kakaoplätzchen, die man in Wasser oder Milch auflösen soll. Das ist doch gar nichts – macht uns Mauricio klar. Er holt die Samen, die wir schon tags zuvor aus seiner Mauer in der Sonne haben trocknen sehen. Kakaobohnen. Die rösten wir nun zusammen, damit wir echten frischen Dschungelkakao herstellen und genießen können. Die Bohnen werden zunächst geröstet, dann wird mit der Hand die Haut abgepuhlt, dann weiter geröstet. Dann wird der Kakao üblicherweise gemahlen. In Ermangelung einer Mühle hämmern die beiden Männer die Bohnen klein. Nun wird der (noch recht grobe) Kakao mit Zucker weiter geröstet, dann nochmals möglichst fein gehämmert, und nochmals geröstet. Viel Arbeit für drei Tassen Kakao! Während die Männer rösten und hämmern, bereite ich die Bohnen für die nächste Woche vor: Die Kakaofrucht wird gepflückt und aufgeklopft. Im Inneren befindet sich das weiße Fruchtfleisch, darin die Samen. Man kann die noch weichen Samen auch direkt essen, das Fruchtfleisch schmeckt erfrischend säuerlich, und beides zusammen köstlich. Aber dann bekommt man ja keinen Kakao. Also nimmt man den von Fruchtfleisch umgebenen Samen in den Mund, „zutzelt“ das Fruchtfleisch ab, und legt den Samen danach für etwa fünf Tage in die Sonne zum Trocknen. Dann wird er geröstet usw. wie oben beschrieben. Es ist unnötig zu erwähnen, dass dies der köstlichste Kakao war, den wir je getrunken haben. Meine gezutzelten Samen trocknen im Hano nur langsam, der nächste eigene Kakao lässt also noch auf sich warten.

Dann bringt uns Mauricio zu einem Dschungelpfad, auf dem wir in den nächsten Stunden eine Wanderung auf eigene Faust unternehmen. Auf den Pfaden ist man relativ sicher. Die Tiere meiden sie, nur einige Spinnweben hängen vereinzelt über den Weg. Aber bitte nichts anfassen, und sich nicht an die Bäume lehnen! Dort können versteckte Insekten, insbesondere Ameisen, in die Hand beißen. Der Biss der 4 cm großen Conga-Ameisen (Schreibweise nach Gehör), vor denen wir schon auf der Manu-Tour gewarnt wurden, verursacht nämlich zwei Stunden lang höllische Schmerzen und eine Woche lang Fieber. Also behalten wir unsere Hände gut bei uns! Wir sehen spannende Bäume, erkennen viele wieder, und konzentrieren uns bei diesem Spaziergang auf die Insekten. Erstens sind diese relativ einfach selbst zu entdecken, und zweitens kommen sie bei geführten Touren oft zu kurz, da die meisten Führer einem die spektakuläreren Tiere wie Vögel und Affen zeigen wollen. Wir genießen diese erste eigene Dschungeltour aus vollen Zügen, und kommen sogar bis zum Ufer des Rio Napo und an einen kleinen Wasserfall. Mauricio ist erstaunt, wie weit wir hin- und vor allem wieder zurück kamen, denn bis zum Wasserfall gibt es einige Abzweigungen, die auf dem Rückweg nicht immer einfach wiederzuerkennen sind…

Abends spazieren wir im Ort am Rio Napu entlang. Das Gefälle ist groß und die Strömung sehr schnell, vermutlich ist deswegen das Wasser so klar. Der deutlich langsamer fließende Rio Manu war ja eine trübe graue / braune Brühe gewesen. Wir schauen ein paar Fische vom Ufer aus an, aber baden gehen wir vorsichtshalber nicht, auch wenn andere Touristen das tun. Das war ein kurzer, aber intensiver Abstecher in den Dschungel, und wir hoffen, mit Mauricio Kontakt halten zu können. Wir drei sind uns gegenseitig richtig ans Herz gewachsen. Wir haben bei ihm im Obstgarten gewohnt, ihn dafür mit bekocht, es war eine völlig unkomplizierte Begegnung! Und das Feuer, das im Manu Nationalpark entfacht wurde, lodert nun noch heißer: Eine Dschungelreise ohne Hano in das Herzen Amazoniens steht auf dem Reiseplan der nächsten Jahre ganz oben!

Quito intensiv

Quito intensiv

5.-6. Februar 2018

 

Kurz und intensiv war der Besuch bei unserem Studienfreund Ullrich und seiner ecuadorianischen Familie. Die gesamte Familie hat uns sehr warmherzig und gastfreundlich aufgenommen, wir dürfen nicht im Hano schlafen, sondern in Ulli&Hildas Schlafzimmer!

Am 6.2. geht es früh raus, die Arbeitstage in Ecuador sind lang. Um 4:30 stehen wir auf, 5:00 gemeinsames Frühstück, 5:40 geht es los, um dem schlimmsten Verkehr in Quito zuvorzukommen. Um 7:00 sticht Ullrich an der Uni ein – die Professoren haben hier ein genaues Stundenpensum vorgegeben! Bis 9:00 besichtigen wir verschiedene Labors der Fakultät für Chemieingenieurswesen, sehr eindrucksvoll. Dann haben wir Freizeit: Jorge, der ehemalige Vize-Dekan, der auch im Ruhestand täglich an die Uni kommt, forscht heute ausnahmsweise mal nicht, sondern spielt Fremdenführer für uns. Wir fahren zusammen in die Altstadt, und besichtigen gefühlte 100 faszinierende Kirchen. Tatsächlich waren es glaube ich nur 8. Die verschiedenen Orden und Glaubensrichtungen haben sich hier versucht, gegenseitig zu übertrumpfen. So viele faszinierende Kirchen auf so engem Raum! Wir sehen auch das Haus, in dem Alexander von Humboldt gewohnt hat, die ehemalige Uni, in der jetzt das Kulturdezernat ist, und die schönsten Stadtteile von Quito. Punkt 3:00 Uhr sind wir nach einem leckeren landestypischen Mittagessen wieder an der Uni – es findet eine Vorbesprechung für ein Kakao-Schokolade-Projekt statt, an der wir teilnehmen dürfen. Sehr spannend, vielleicht sind hier Kooperationen möglich… Um 16:30 muss Ullrich eine schriftliche Prüfung abnehmen. Organik 3. Torsten schreibt mit (er antwortet allerdings auf Deutsch) und besteht gut, was bei einer reinen Lernklausur auf Spanisch nicht zwingend gegeben ist. Ich hatte mich vorsichtshalber in der Bibliothek verdrückt…

Um 18:00 ist der Arbeitstag für Ullrich zu Ende. Wir haben zwar nicht durchgehend gearbeitet, sind aber auch platt von all den Eindrücken. Und wir sind sehr begeistert, wie freundlich wir überall aufgenommen und integriert wurden.

Ein schnelles Abendessen, heiße Diskussionen, und ein entspanntes Bier – um 22:00 fallen wir alle todmüde ins Bett, um am nächsten Morgen wieder um 4:30 aufzustehen. Ullrich fährt dann wieder an die Uni, Hilda in ihre Kanzlei, und wir weiter Richtung Dschungel…

Vollmondnächte am Fuße von Chimborazo und Cotopaxi

Vollmondnächte am Fuße von Chimborazo und Cotopaxi

1.-4. Februar 2018

Der Chimborazo hat uns aus der Ferne schon immer begeistert: Alexander von Humboldt ist im Jahre 1803 fast bis auf seinen Gipfel gekommen, konnte seine Höhe dabei recht genau vermessen, und er wurde lange Zeit für den höchsten Berg der Erde gehalten. In gewisser Weise stimmt das auch noch heute: obwohl er „nur“ etwa 6.300 m über dem Meeresspiegel liegt, ist sein Gipfel dennoch weiter vom Erdmittelpunkt entfernt als derjenige des Mount Everest, da die Erde ja bekanntlich keine Kugel ist, sondern eine Kartoffel, die am Äquator am dicksten ist.

Wir sind keine Gipfelstürmer, und uns war klar, dass uns eine fröhliche Wanderung am Fuße dieses faszinierenden Vulkans vollauf genügen würde. Nur eines machte uns stutzig: Der Gipfel liegt tagsüber fast immer in Wolken, wenn man Glück hat, kann man ihn nachts und frühmorgens sehen. Und wir hatten Glück!

Am ersten Februar fahren wir auf den Chimborazo zu. Mit dem Hano ein mehrstündiges Vergnügen. Den gesamten Nachmittag über sehen wir eigentlich nur die Wolken, unter denen sich der Vulkan verbirgt. Als wir abends in der Casa Condor am Fuße des Chimborazo ankommen, einigen Zimmern, die von einer indigenen Gemeinschaft bewirtet werden, und die auch Camper aufnehmen, ist der Gipfel immer noch nicht zu sehen. Wir wollen gerade anfangen, das Abendessen zu bereiten, als kurz vor Sonnenuntergang die Wolken aufreißen und den Blick auf die Kraterregion freigeben. Schnell packen wir Kamera und Stativ aus und beziehen auf einer nahegelegenen Alpaka-Weide Stellung. Der Vollmond geht mit Sonnenuntergang auf und taucht den Chimborazo in ein mystisches Licht. Was für ein Naturschauspiel! Und was für ein Glück!

In der Nacht und auch am nächsten Morgen ist der Gipfel noch zu sehen, dann hüllt er sich wieder in Wolken – bis wir abreisen. Wir machen tagsüber eine Wanderung querfeldein auf einen nahegelegenen Hügel und steigen dabei von 3.800 m auf über 4.200 m auf. Wir sind ganz verwundert, dass unsere Höhenkondition nach den vielen Wochen unterhalb 1.500 m noch so gut ist, aber das Hochsteigen geht selbstverständlich nur mit Pausen, dafür ohne Herzrasen vonstatten. Das schöne Gipfelfoto bekommen wir tagsüber aber nicht, dafür erfreuen wir uns an dem üppigen Ichu-Gras, wundersamen Kakteen und sonstigen Pflanzen. Hier in Äquatornähe ist die Natur auf rund 4.000 m Höhe weit grüner und üppiger als beispielsweise am Titicaca-See.

Als wir am Spätnachmittag zurück kommen, wundern wir uns über den Reisebus und die vielen Autos, die wir schon von Weitem gesehen haben. Sie haben jedoch keine Touristen gebracht, sondern Indigenas aus der Umgebung. Heute findet ein Treffen aller indigenen Communidades statt, die auf der Westseite des Chimborazo ansässig sind. Diese Treffen finden zwei bis dreimal im Jahr statt – und heute in dem Haus, neben dem der Hano steht!

Wir sehen die Frauen mit ihren weiten Röcken, Wollstrümpfen und den bunten Tüchern um die Schultern oft draußen stehen. Die Männer sind größtenteils moderner gekleidet: Jeans, T-Shirt und Poncho. Eine spannende Stimmung, auch wenn wir das Geschehen nur von außen verfolgen. Sie wollen nicht fotografiert werden, und das respektieren wir. Ein Auto hat Probleme mit der Bremsleitung, und Torsten hilft mit Rat, Tat und Werkzeug aus. Am Morgen hatten wir noch die Alpakas von einer Weide mit auf die nächste getrieben. Ich frage die Frauen, aus was ihre bunten Tücher sind. Die ernüchternde Antwort: die meisten sind aus Synthetik. Die Schafswolle färben sie in den bekannten bunten Farben ein, Alpaka belassen sie meist in Naturfarben oder färben es in gedeckten Farben. Selbst tragen sie eher die (preiswerteren und) schnelltrocknenden Synthetiktücher. Die Wollsachen versuchen sie zu verkaufen, weil das viel Geld für die Communidades bringt. Nur an besonderen Festtagen tragen alle ihre originale Wollkleidung.

In der nächsten Nacht und am nächsten Tag hängt der Chimborazo voll in Wolken, wir hatten also am ersten Abend riesiges Glück!

Auf geht es zur Kraterlagune Quilotoa. Bei unserer Ankunft regnet es, am nächsten Morgen ist sie aber frei. Wir steigen vor dem Frühstück auf bis zu dem ersten Mirador und warten auf den Sonnenaufgang. Ein wunderschönes Schauspiel. Es ist ein klarer sonniger Tag, daher verzichten wir auf die Kraterumrundung und fahren weiter Richtung Cotopaxi. Mit knapp 5.900 m Höhe der zweithöchste Berg Ecuadors, und der höchste frei stehende aktive Vulkankegel der Erde. Allerdings liegt er 150 km Fahrstrecke entfernt, und die Sonne reicht bei ihm nur bis auf etwa 4.000 m Höhe. Wir fahren eine abenteuerliche Piste Richtung Refugium, auf 4.590 m finden wir unterhalb des Refugiums einen guten Parkplatz. Den Cotopaxi sehen wir an diesem Tag nicht. Und alle anderen, die sich mit ihrem Auto so weit hoch quälen, fotografieren – in Ermangelung der Sicht auf den Vulkangipfel – den Hanomag! Wir jedoch haben den Vorteil, dass wir abends nicht in unsere Unterkunft zurück fahren müssen. Wir beschließen einfach, hier zu übernachten. Unser höchster Übernachtungsplatz bisher!

Um Mitternacht wachen wir auf, die Blase spannt. Wir haben wegen der Höhe viel Wasser getrunken und eine leckere Suppe im Dampftopf gekocht. Und was sehen wir beim Blick aus dem Fenster? – Den Cotopaxi im aufgehenden Mondlicht! Was für ein Anblick! Das aufgehende Mondlicht hat eine viel stärkere Plastizität als das Mondlicht später um 05:00 Uhr, als der Mond im Zenith steht. Also angezogen (weil es schnell gehen soll, unsere Tageskleidung), Kamera und Stativ ausgepackt, und nichts wie raus zum Fotos machen! Zum ersten Mal seit wir in Südamerika sind, sehen wir auch den großen Wagen – und der steht Kopf! Das Refugio ist erleuchtet, ich habe gelesen, dass die Seilschaften um 01:00 aufsteigen, um einerseits die klaren Phasen in der Nacht zu nutzen und weil andererseits der Schnee nur bis kurz nach Sonnenaufgang genügend Festigkeit bietet, um ihn begehen zu können. Als wir die ersten Taschenlampen draußen sehen, wissen wir, das es gegen 01:00 Uhr sein muss. Wir sind also eine Stunde lang bei -6 Grad Celsius draußen gestanden und merken plötzlich, dass Hände und Füße nur noch Eisklötze sind. Also nichts wie rein in die Schlafsäcke. Da machen wir die schmerzliche Erfahrung, dass Schlafsäcke nur isolieren, und nicht wärmen. Der Schlafsack hindert also eher die Luft im Hanomag, auf den gefühlten Gefrierpunkt am Ende unserer Arme und Beine herunterzukühlen, als dass uns wohlig warm wird. Aber der eindrucksvolle Anblick war das Frieren allemal wert!

Am nächsten Morgen stehen wir früh auf und genießen nochmal den schönen Anblick, doch als wir gegen 08:00 Uhr losfahren, zieht sich schon wieder der Nebel zu. Die entgegenkommenden Fahrzeuge haben Pech gehabt…

Warten auf die Radnabe – Minenstreik und Truthähne

Warten auf die Radnabe – Minenstreik und Truthähne

19.-22. Januar 2018

 

Um es vorweg zu nehmen – wir warten noch bis heute (Veröffentlichungsdatum).

Am Freitag, den 19. Januar fuhren wir mal wieder so richtig Einkaufen, Gemüse auf dem Markt, Getränke im Supermarkt. Dann erhielten wir die Nachricht, dass der Zoll noch 48….72 Stunden für die Prüfung benötigen wird. Also war klar, dass wir das Wochenende herumreisen können, da läuft ja ohnehin nichts. Wir beschlossen, auf der Carretera Central weiter in die Berge zu fahren, und guckten uns „der“ Fernreiseapp IOverlander einige Übernachtungsplätze auf moderaten Höhen aus. Wir denken immer, wir haben den schlimmsten Verkehr schon kennen gelernt – und lernen doch tagtäglich hinzu. Die Carretera Central windet sich östlich von Lima in die Berge. Gleichzeitig ist sie Hauptverbindungsstraße in die Berge und voller sehr großer LKWs. Die wenigsten LKW-Fahrer allerdings kennen die Maße ihres Fahrzeugs, d.h. Sie schneiden vorsichtshalber mal alle Kurven, und von denen gibt es viele. Es ist also der Normalfall und nicht die Ausnahme, dass dir in der Kurve ein sehr viel schwereres Gefährt auf deiner Spur entgegenkommt. Was für eine entspannte Fahrt ins Grüne…

Darüber hinaus müssen wir feststellen, dass die meisten Seitenstraßen, die in GoogleMaps zu finden sind, den Regengüssen der letzten Jahre zum Opfer gefallen sind, es sind jeweils nur kurze Straßenreste übrig. Alle ruhigen Übernachtungsplätze sind also dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen. Auf 3.000 m Höhe hatten wir uns einen Trucker-Übernachtungsplatz ausgeguckt. Der liegt allerdings direkt an der Straße, sodass wir weiterfahren, in der Hoffnung, es müsse doch „demnächst“ eine ruhige Schlafgelegenheit zu finden sein. Die erste Gelegenheit bietet sich auf 4.150 m Höhe, wir biegen dann in Richtung einer Mine ab. Es ist schon dunkel, und wir finden weit ab von der großen Straße einen Parkplatz. Daneben steht ein Wächterhäuschen, etwas weiter zwei Minenarbeiter bei einer Tonne, in der ein Feuer glimmt, noch etwas weiter 10 Polizisten. Ich steige aus und frage den Wächter, der verweist mich auf die beiden Männer neben der Tonne. Erst als ich sie frage, ob wir hier übernachten dürfen, kapiere ich, dass die Mine bestreikt wird, und ich mit dem Streikposten rede. Lachend erwidern sie, dass wir hier willkommen und absolut sicher seien – sie würden die ganze Nacht hier stehen. Wir sind völlig erschöpft und froh, hier bleiben zu können – ruhig und sicher! Wir füllen die 80 Liter Trinkwasser, die wir gekauft hatten, in  unseren Wassertank und bringen der Streikwache die leeren Kartons zum Verbrennen – sie freuen sich über das bisschen zusätzliche Wärme, denn hier oben ist die Temperatur schon unter den Gefrierpunkt gesunken.

Am nächsten Morgen haben wir natürlich beide einen Brummschädel- Höhenkrankheit vom zu schnellen Aufstieg. Noch vor dem Frühstück fahren wir auf unter 3.000 m hinab, und als auch nach dem Frühstück der Kopf noch drückt, fahren wir wieder tiefer und finden  ganz in der Nähe von Lima eine Seitental mit einem Campingplatz. Der größte Teil des Platzes wurde im März 2017 von einer Flutwelle weggerissen. Aber da außer uns nur noch Jose mit seiner Suzuki und seinem Zelt da ist, reicht der übrig gebliebene Platz locker für uns alle.

Jose wohnt in Lima, ist aber während der Papst dort ist, aus der völlig irren Stadt hierher in die Ruhe geflohen. Glücklicherweise spricht er Englisch, und wir verbringen zwei super angenehme Tage. Wir lernen viel über Messerschliffe, Torsten verpasst gleich seinem Taschenmesser (mit dem Schleifstein) und unserem kleinen Beil (mit Generator und Flex) einen neuen Schliff. Wir unterhalten uns auch viel über die Peruaner – viele unserer Beobachtungen bestätigen sich, und er liefert uns viele Hintergrundinformationen, auch über die politischen Verflechtungen in Peru. Eine unserer tollsten und lehrreichsten Begegnungen auf dieser Reise!

Ganz so ruhig wie erwartet ist der Platz dann doch nicht: die Regierung hat ein dreiviertel Jahr lang nichts gegen die verheerende Verwüstung der Flut im letzten Jahr getan. Da jetzt aber erwartet wird, dass die starken Regengüsse in diesem Jahr schon im Januar und nicht erst im März einsetzen, „arbeiten“ die Bagger nun jeden Wochentag. Unter arbeiten versteht man hier, dass einige Männer  einen teuren Leica-Theodolit durch die Gegend tragen, ab und zu eine Peilung nehmen und KEINE Notizen machen. Zwei Bagger graben an einer ganz anderen Stelle eine schmale Rinne. Wir wundern uns, denn in der Rheinebene haben die Menschen über Jahrhunderte schmerzlich gelernt, dass das Flussbett breit sein muss, mit Buhnen, um das Wasser zu verlangsamen. Die meisten Arbeiter stehen herum, sie meditieren wohl über eine Problemlösung…

Das ältere Ehepaar, das den Campingplatz betreibt und mit Hilfe ihrer Söhne wieder aufbaut, hält sich noch einige Tiere, die uns regelmäßig einen Besuch abstatten: Vier Truthähne mit ihren Hennen und Jungen gockeln den ganzen Tag über den Platz. Insbesondere wenn wir ihr Gurren imitieren, schlagen Sie ihr Rad und geben alles Imponiergehabe von sich, das sie beherrschen. Eines der Schafe pirscht sich beim Frühstück an und versucht, meine Banane vom Teller zu klauen.

Wir bleiben einfach am Platz, um die Tiere abwehren zu können, und die spannenden Unterhaltungen mit Jose lassen uns auch den Baggerlärm vergessen.

Als wir am Montag früh abreisen, ist der Fluss schon wieder von einem kleinen Rinnsal zu einem breiten braunen Fluss angeschwollen – und er sucht sich natürlich sein eigenes Bett.

Und das Warten auf die Radnabe wird an anderer Stelle im nächsten Blogeintrag weiter gehen.