Monat: Oktober 2021

Frieren in der Halbwüste – Karoo National Park – 16.-19.10.2021

Frieren in der Halbwüste – Karoo National Park – 16.-19.10.2021

Wir hatten eigentlich keine Vorstellung von diesem Park und hatten plattes Land mit wenigen Sträuchern vermutet. Daher sind wir überaus überrascht, wie abwechslungsreich der Karoo Park auch in der Trockenzeit ist, wenn noch keine Wildblumen blühen. Es liegen einige Berge im Park, also ist die Landschaft sehr abwechslungsreich. Die Ebenen sind wenig bewachsen und viel weitläufiger als im Addo Park, daher sind die Tiere, die man sieht, zwar weiter weg, aber man hat ein natürliches Gefühl dabei. Kein dichtes Strauchwerk zwingt die Tiere in die Nähe der Autos (aussteigen darf man allgemein nicht in den Nationalparks mit wilden Tieren), daher halten sie genau den Abstand zur Straße, den sie wollen. Die Berge sind wunderbar beschaulich – warme Farben im frühen Morgenlicht, rote Bergpanoramen im Abendlicht – einfach eine tolle Landschaft!

Morgens beim Aufstehen um 5:00 Uhr ist es 6°C kühl und windig. Als wir frühmorgens die ersten Aussichtspunkte erreichen, bei denen wir aussteigen dürfen, bibbern wir erbärmlich. Die kleinen Klippspringer hingegen sind trotz kurzem Fell gar nicht verfroren und auch nicht scheu. Sie kommen nah zum Hano und inspizieren ihn. Sie können akrobatisch über die Klippen springen und treten dabei mit den Vorderspitzen der Hufe auf. Erfahrene Spurensucher können das aus der Spur lesen – ich habe es in einem Buch gelesen. Dasselbe Buch verrät auch, dass Jäger im Tierreich die behenden Klettertechniken der Klippspringer wohl kennen. Daher reicht es aus, dass sie einen hohen Warnruf ausstoßen, sobald sie einen potenziellen Fressfeind entdecken. Damit weiß er, dass er enttarnt ist, und gibt auf. Hano bestaunen sie neugierig ohne Warnruf – er sieht nun wirklich nicht wie ein Löwe aus und riecht auch nicht so…

Weiter unten in der Ebene dann viele Steinböcke und Springböcke, die wirklich außergewöhnliche Sprünge vollführen: Mit allen Vieren gleichzeitig springen sie hoch und landen auch wieder auf allen Vieren. Einzigartig in der Tierwelt.

Als wir auf einer etwas abgelegenen Piste entlang fahren, überraschen wir doch einige Tiere nahe der Straße: Zebras, Strauße und Kudus bummeln in der Nachmittagssonne in der Nähe eines Wasserlochs, und treten gemeinsam die Flucht an. Die Zebras galoppieren fast bis aus Sichtweite (ob aus Furcht vor Hanos Rumpeln oder eher als Training, sei dahingestellt). Der schnellste Strauß rennt lediglich 50 m weit weg, dann hält er in seiner Flucht inne, hebt verführerisch die Flügel und beginnt, sich um die eigene Achse zu drehen. Dieses Schauspiel vollführt er mehrere Minuten lang, ein Straußenweibchen bleibt ebenfalls stehen und sieht seinem Balztanz ganz verliebt zu. Das Selbstbewußtsein des Straußenpaares, das nach wenigen Schritten schon wieder an Liebe anstatt Flucht denkt, lässt auch die Kudus innehalten. Sie schauen verwundert zum Strauß und den immer noch fliehenden Zebras und widmen sich dann wieder dem strohigen Gras und den kurzen trockenen Blättern, welche die Landschaft bietet. Wo die Speisekammer so karg ist, reicht es nicht, dreimal am Tag zu essen, sondern man bringt eher 14 Stunden damit zu, den Magen zu füllen. Da flieht man nur, wenn es wirklich nötig ist, und doch nicht vor einem Hano!

Mittags wird es übrigens etwas über 20°C warm – im Windschatten ist das ganz angenehm, aber auf den zugigen Aussichtspunkten fröstelt man auch tagsüber. Und wir hatten schon Angst gehabt, dass es uns bereits hier zu heiß werden könnte. Der Frühling hält sich halt nicht immer an die Klimatabellen aus dem Internet…

Was ist größer und schwerer als der Hano? – Addo National Park – 8.-11.10.2021

Was ist größer und schwerer als der Hano? – Addo National Park – 8.-11.10.2021

Das Bild verrät es schon: Ein Elefantenbulle. Die größten Exemplare können laut Lehrbuch bis zu 4 Meter hoch und 7 Tonnen schwer werden. Dieser hier war nur „gleichgroß“ wie Hano, aber beeindruckend, als er 50 cm vor der Motorhaube entlangschreitet, um uns zu zeigen, wer hier der Herr ist.

Nun von vorn, und ein kleiner Exkurs zum Thema Camping in Südafrika: unsere erste Station nach Port Elizabeth war der Addo Elefanten Park, etwa 60 km nördlich von PE. Mittags geben wir den Mietwagen am Flughafen ab und schweben dann mit Hano nach Norden. Nun beginnt der eigentliche Teil der Reise! Wir haben nicht vorgebucht, und erwischen den letzten Zeltplatz, denn es ist Freitag nachmittag und das letzte Wochenende der Schulferien – und Nationalpark! Die Zeltplätze sind 3,5*4,5 m² groß, aber der letzte ist etwas länger, und wir erobern ihn mit Hano, er zieht die Schnauze ein. Drei Campingplätze später unterhalten wir uns mit einem netten südafrikanischen Rentnerehepaar, die ganz verwundert sind, dass wir nicht vorbuchen. Sie campen ihr Leben lang und haben immer vorgebucht, weil die Campingplätze dies so wollen. Sie halten es für ein Wunder, dass wir ohne Buchung einen Platz bekommen haben, und das auch noch wiederholte Male. Bisher aber hatten wir Glück: Die Campingplätze, auf denen wir waren, hatten immer noch ein Plätzchen frei. Im Groendal Wilderness Reserve waren wir sogar zwei Nächte lang die einzigen Gäste, und in den Nationalparks macht sich Hano dünn und passt auf einen Zeltplatz. Da der Frühling zögerlich kommt (6°C morgens beim Aufstehen), sind noch nicht viele Zelter unterwegs. Wir hingegen fanden ganz andere Dinge erstaunlich: Am ersten Abend komme ich in den Addo-Camping-Waschraum und höre, wie sich jemand ein Bad einlässt. Ich will meinen Ohren nicht trauen, aber neben der verschlossenen Tür mit dem unerwarteten Plätschergeräusch ist eine zweite Kabine mit einer Badewanne. Meine Augen glaube ich nun. Zwei Badewannen, zwei Duschen – dies sind die typischen Einrichtungen auf den südafrikanischen Campingplätzen. Torsten berichtet, dass es bei den Männern meist eine Badewanne und drei Duschen gibt. Und alle netten Leute, mit denen wir uns unterhalten, hoffen auf den Regen, denn die Wasserspeicher sind leer am Ende der Trockenzeit – und lassen sich dann ihr Bad ein. Wir haben die Dusche im Hano so ausgelegt, dass wir im Extremfall mit 2 Litern pro Person auskommen. Soviel zu den Campingplätzen, die es in realiter gibt. Dann sind wir heute auf dem zweiten Camingplatz angekommen, der nur auf der Landkarte, nicht aber in der Landschaft existiert. Diese Plätze sind auf ganz andere Weise willkommen: Denn hier müssen wir im totalen Niemandsland frei übernachten. Das ist der eigentliche Hano-Alltag wie wir ihn lieben – wo es dir gefällt, bleibst du einfach – wir haben ja immer alles dabei. Ein Luxus, den wir uns in diesem Land wirklich nur fern von jeder Zivilisation leisten. Die Situation nahe den Städten können wir einfach zu schlecht abschätzen, unser Bauchgefühl rät uns dort fast immer von einer Rast ab…

So nun zurück zum Addo Park. 3,5 Tage verbringen wir hier – es ist traumhaft. Ein bisschen merkt man, dass der Park künstlich angelegt wurde. Es wurde nicht ein natürliches Wildreservat eingezäunt, sondern ein Stück recht leeres Land, auf dem die Tiere wieder angesiedelt wurden, die hier ursprünglich mal gelebt hatten, als die ersten Siedler kamen – und eben ganz viele Elefanten zusätzlich, ca. 250 Individuen. Das macht ihn auf der einen Seite etwas unnatürlich, garantiert aber mannigfaltige Elefantensichtungen. Insbesondere im Nordteil des Parks ist rechts und links der Straße dichtes Buschwerk von ca. 2 m Höhe. D.h. viele PKW-Fahrer fahren an den Elefanten im Busch vorbei, ohne sie zu bemerken. Mit der erhöhten Sitzposition im Hano überblicken wir die Landschaft gut, und entdecken schon am ersten Nachmittag über 10 Elefantenrücken nahe der Straße. Wenn man stehen bleibt und den Motor ausmacht, hat man oft das Glück, dass sie auf die Straße kommen, denn die dichten Dornenbüsche sind sehr pieksig. Ich bin völlig erstaunt, dass auch die kleinsten Elefantenkinder sich da durchzwängen.

Im Südteil des Parks wird das Buschwerk etwas lichter, es gibt kleine Ebenen, auf denen wir vor allem Zebras und verschiedenste Paarhufer sehen. Am zweiten Tag machen wir uns gegenseitig noch etwas umständlich auf diese Tiere aufmerksam, beispielsweise „Auf 11:00 Uhr eine Gruppe grauer Paarhufer mit schwachen schwarzen Streifen auf dem Rücken und 2 Korkenzieher-Windungen auf dem Kopf“. Abends schauen wir in unserem Tierbuch nach und sagen am dritten Tag dann schon ganz fachmännisch: „Kudu“ zu diesen Tieren. Das ist deutlich kürzer und somit hat der andere eine realistische Chance, sie noch rechtzeitig zu sehen, bevor der Redeschwall und Hano vorbei sind… Neben all diesen unterschiedlichen Tieren (Elands, Büffel, Schakale, Hyänen, viele viele Vögel etc.) stehen natürlich die Elefanten im Vordergrund. Nicht nur, weil sie sehr viele sind und sich die besten Plätze an den Wasserlöchern sichern, sondern auch, weil ihre Interaktionen so vielfältig sind.

Der Campingplatz ist umzäunt und von den wilden Tieren so halbwegs abgeschottet, wobei wir auch dort Meerkatzen und Ducker am Hano hatten. Von 6:00-18:00 Uhr darf man in das eigentliche Wildreservat einfahren. Das gibt auch den Tieren 12 Stunden Atempause… An Tag 2…4 fahren wir um 6:00 Uhr (zur Öffnungszeit) in das Wildreservat ein und verbringen jeweils mehrere Stunden an einem Wasserloch. Am vierten Tag wollten wir nur kurz nochmal reinfahren, um Abschied zu nehmen – und harren 6 Stunden an einer Stelle aus! Hier ist der Hano gegenüber den PKWs auch wieder im Vorteil: wir haben nicht nur jeder einen Sitz, sondern die beiden Vordersitze und den hinteren Aufbau. Dort kann Torsten den Tisch abräumen, sein Stativ aufstellen, wir können vespern, oder ein Nickerchen machen – natürlich mit einem offenen Auge, falls wieder etwas Spannendes passiert.

Kurze Notizen vom letzten Tag:

7:04 Uhr kommt ein Schakal, trinkt kurz, zieht dann weiter.

7:39 kommt der erste Elefant mit Familie zum Trinken, gegen 8:00 ziehen sie weiter.

8:10 ein Strauß, dann zwei Warzenschwein-Paare, ein Reiher.

8:20 zieht ein Kudu ohne zu trinken vorbei.

8:35 kommt die zweite Elefantenfamilie – und ab dann gibt es ein ständiges Kommen und Gehen der Familien und Gruppen. Als wir uns um 13:00 Uhr endlich losreißen, sieht man auf allen umliegenden Hügeln Elefanten kommen oder gehen.

Die meisten Gruppen trinken zunächst im vorderen Loch. Das dauert ca. 30 Minuten. Wenige Meter von dem Loch wird dann das kleine und große Geschäft verrichtet. Über das große Geschäft schreibt das Tierbuch mit biologischer Exaktheit: 3…5 zylinderförmige Haufen alle 1,4 Stunden. Dann geht es weiter zum hinteren Loch, wo das Baderitual eingeläutet wird. Zuerst feuchten sich die Tiere mit dem Rüssel an. Einmal vollsaugen und die linke Seite naßspritzen. Dann den Bauch, dann die rechte Seite. Nach 10…20 mal Spritzen ist die Haut dann auf das Bad vorbereitet. Die massigen Tiere gehen auf die Knie und rutschen vorsichtig ins kühle Nass. Dann gibt es kein Halten mehr: mit dem Rüssel wird solange ins Wasser geschlagen, bis es ein richtig dicker Schlamm ist. Einige tauchen fast ganz unter und halten den Rüssel als Schnorchel zum Luftholen hinaus. Andere suhlen sich von allen Seiten im Schlamm. Einige sind nach wenigen Minuten ausreichend eingeschlämmt, andere gönnen sich diese Wonne eine halbe Stunde lang. Dann vorsichtig wieder auf den Knien hinaussteigen. Insbesondere die kleineren Jungtiere benötigen dazu mehrere Anläufe, und rutschen mehrfach wieder hinein. Nach dem Abrutschen zunächst ein verängstigtes Quieken, dann wird aus der Situation Profit gezogen und vor dem nächsten Anlauf noch eine Runde im Schlamm gesuhlt. Ein faszinierendes Schauspiel! Und dann kommen die halbstarken Männchen! Richtig ernste Kämpfe tragen sie nicht aus, aber sie üben mit gegenseitigem Imponiergehabe das echte Mannsein. Die halbstarken Formen davon sind: Köpfe aneinander drücken, und die Länge der Stoßzähne und des Rüssels vergleichen. Den anderen mit dem Kopf oder dem Rüssel wegdrücken – wer zuerst ausweicht, unterliegt – und versucht es natürlich nach wenigen Minuten erneut.

Die Elefantenkinder schauen sich das Schauspiel an und imitieren es – gewissermaßen der Abklatsch des Abklatsches. Sie rangeln entweder untereinander – oder üben sich im Vertreiben kleinerer Tierarten, bei denen auch die ausgewachsenen Tiere kleiner oder zumindest leichter sind als sie. Ein Elefanten-Junge, der eben noch an Mutters Brust getrunken hat, entdeckt zwei Warzenschweine, die trinken wollen und sich vorsichtig nähern. Mit gewaltigem Ohrenschlackern (das ihn beinahe ausrutschen lässt), erhobenem Rüssel, und fast furchteinflößendem Vor-Stimmbruch-Tröten macht er ein paar Schritte auf die Warzenschweine zu, die daraufhin abhauen und sich später unbemerkt ans Loch schleichen, als sich die Elefanten miteinander beschäftigen. Auch die Zebras werden vertrieben – sie müssen eine halbe Stunde warten, bis sie kurz zum Wasser dürfen, und dann wieder vertrieben werden. Teilen ist offensichtlich nicht Elefanten-Wesensart, zumindest nicht mit anderen Tierarten. Ein mini-kleiner Elefant und ein normal-kleiner rutschen aufeinander herum – zuerst auf dem Boden, dann im flachen Schlamm. Wenn es dem mini-kleinen zu doll wird, stößt er ein herzerweichendes Quieken aus. Dann kommen sofort die halbwüchigen Geschwister und sorgen bei den Kleinen für Ordnung. Sobald er sich erholt hat, neckt der mini-Kleine seinen Freund wieder, und das Aufeinander-Rumrutschen geht wieder von vorne los.

Die Rüssel sind Multifunktions-Werkzeuge: Trinken, Schlammspritzen, Tröten hatten wir ja schon erwähnt. Sie dienen aber auch zur Begrüßung, zum Anstupsen, zum Festhalten an Mutters Schwanz, natürlich zum kleine-Blätter-von-dornigen Sträuchern-Abreißen, und auch zum Zähneputzen: einige Männchen stülpen sich den Rüssel über ihren Stoßzahn.

Immer, wenn wir denken „jetzt kennen wir alles, was Elefanten machen“, passiert etwas Unvorhergesehenes. So könnten wir weiter beobachten und weiterschreiben bis ans Ende aller Tage – aber wir reißen uns los und starten ins nächste Abenteuer!

Hano wird startklar gemacht – 30. September 2021 ff

Hano wird startklar gemacht – 30. September 2021 ff

Es folgen zwei Regentage mit starken Regengüssen, heftigstem Wind und sehr kurzen Regenpausen. Dann flaut der Regen ab, am 3. Oktober ist es wieder sonnig, aber nur noch 11°C „warm“. Nicht die besten Bedingungen, um Hano wieder flott zu machen, aber wir nutzen geschickt jede Regenpause zum Ein- oder Aussteigen und für Außenarbeiten. Irgendwie erinnert uns dieser Tagesablauf an die letzten Wochen in Deutschland…

Nick lädt uns in seiner Werkstatt die Batterien vollständig auf, und bietet auch sonstige Hilfe an.

Auf der Beifahrerseite kommt es an zwei Tagen hintereinander zum Wassereinbruch, wir finden und stopfen das Verursacherloch, und am dritten Regentag bleibt der Teppich trocken! Bei der Gelegenheit streichen wir gleich einige Roststellen am Bodenblech.

Die Verbandskastenhalterung wird geflickt.

Eine südafrikanische Gasflasche wird installiert – mit 28 anstatt 50 mbar werden wir etwas länger auf das heiße Wasser warten müssen, aber es brennt!

Eine Zusatz-Staukiste wird auf dem Dach montiert, der Unterfahrschutz montiert, sowie Plexiglasscheiben als Steinschlagschutz für die Scheinwerfer.

Die beige Hano-Farbe hatten wir am Freitag mischen lassen – sie war am Samstag allerdings noch nicht fertig, mal sehen, wann wir sie bekommen.

Und innen wurde und wird alles wieder umgepackt. Das Führerhaus, das viel Werkzeug beherbergt, musste für die Überfahrt ja leer sein. All die unerlaubten Sachen hatten wir ja nicht einfach aus den Fächern rausnehmen können – es musste ja alles seemännisch verstaut sein, also durfte keine Lücke sein. Wir mussten also gezielt etwas gleichgroßes in die entstehenden Lücken packen, damit alles stabil verpackt ist. Und uns all das merken, denn aufschreiben oder fotografieren kann man das nicht – wer sichtet schon 10.000 Fotos? Das ganze Verschiebespiel vom August muss nun wieder rückgängig gemacht werden, bis wieder alles an seinem Platz ist. Wir überlegen zwischendurch, ob wir nicht die Transafrika-Ostroute zurück fahren sollen, um uns diesen Wahnsinn, der bei der Rückverschiffung ja wieder droht, zu ersparen. Aber diese Route ist in der aktuellen Situation auch kein Spaß, und wir wollten ja diesmal nicht so weit fahren, sondern uns mehr Muße gönnen. Wir merken, dass wir erstmal losfahren müssen, egal wie schön es hier in Little Louisa ist. Also weiterhin den Grundzustand wiederherstellen, und wenn wir dann unterwegs sind, wird sich alles finden, vermutlich auch das Um-/Ent-/Rückpack-Trauma legen.

Wiedervereinigung mit Hano – 29. September 2021

Wiedervereinigung mit Hano – 29. September 2021

Am 29. September ist es dann soweit: wir dürfen Hano abholen.

Das Wetter hat sich mittlerweile eingetrübt, es nieselt fast den ganzen Tag, unterbrochen von kräftigen Regengüssen.

Morgens fahren wir mit der Hafenagentin Natasha in den Frachthafen, um das Carnet de Passages, das Zolldokument für Hano, abzugeben. Ich darf mit dem Leihwagen noch die erste Hafeneinfahrt passieren, Torsten fährt dann mit Natasha in den Zollbereich ein. Gegen 10:00 Uhr sehen sich Torsten und Hano wieder. Hano leckt Wunden, und Torsten ist fürsorglich besorgt. Als er gegen 10:30 Uhr aus dem Zollbereich herauskommt, berichtet er mir:

  • Die Batterien sind tiefentladen. Offensichtlich hatte zu Beginn der Reise jemand die Zündung und den Blinker angelassen…
  • Bei dem Versuch, die Motorhaube zu öffnen, um Starthilfe geben zu können, wurde unsachgemäß an der Haube hantiert, der Schließmechanismus ist deformiert, ein Bügel fehlt, den Torsten jedoch nachmittags im Handschuhfach findet. Die vielen kleinen Lackschäden sind nicht tragisch, jedoch ärgerlich, weil wir ja keine Farbe mitnehmen durften…
  • Dann haben sie Hano offensichtlich abgeschleppt, um ihn an Land zu bekommen, haben aber glücklicherweise das Maul gefunden und hierbei alles richtig gemacht.
  • Der Geländegang ist eingelegt. Erstaunlich, denn wir hatten ihn in der bebilderten Fahranleitung nicht erwähnt, und den Hebel gegen unbeabsichtigtes Betätigen mit einer leuchtend gelben Schnur gesichert, die am Verbandskasten festgebunden war. Schnur und Lederriemen der Verbandskastenhalterung waren zerrissen, und der Geländegang eingelegt.
  • Die Warntafel im Heck ist verbeult und etwas verkratzt.

Etwaige Schäden, z.B. des Getriebes, hatte Torsten noch nicht ansehen können, da er das Auto ja nicht starten und bewegen konnte. Die Beamten versprachen, bis zur Abholung am Nachmittag Ersatzbatterien und Starthilfekabel zu besorgen. Währenddessen läuft der Frachter aus.

Wieder zu Hause in Little Louisa setzen wir eine vorläufige Schadensmeldung auf Englisch auf, da wir das Ausmaß des Schadens nicht absehen können. Die Transportversicherung rät dazu, sich die Schadensmeldung vor Ort abzeichnen zu lassen. Nick, der Besitzer von Little Louisa, bietet uns an, uns zwei Batterien mitzugeben, aber wir lehnen ab, denn die Beamten hatten ja versprochen, sich drum zu kümmern.

Am Nachmittag fahren wir gegen 15:00 Uhr wieder in den Hafen. Das gleiche Spiel: ich warte im Hafenbecken, während nur Torsten als Fahrzeughalter in den Zollbereich darf.

Die Zollbeamten sind natürlich nicht bereit, die Schadensmeldung zu unterschreiben, das Schiff ist ausgelaufen, und die Hafenagentin weiß auch keinen Rat und fährt die Kinder ihres Schwagers abholen, und lässt Torsten im wahrsten Sinne des Wortes im Regen stehen. Naja, wir haben überschlagen, dass zwei neue Batterien und eine Büchse Farbe billiger sind als der Selbstbehalt, den verbogenen Schließmechanismus muss Torsten sowieso selbst richten, welche Werkstatt würde sich denn da auskennen, und falls das Verteilergetrieben Schaden genommen hätte, würde sich die Versicherung bei so einem alten Auto sowieso rausreden. Jetzt muss Hano nur noch starten und nach Hause fahren, dort werden wir alle Wunden heilen.

Leichter gesagt als getan, denn über die Mittagspause hatte natürlich niemand irgendwelche Vorkehrungen zur Starthilfe getroffen. Hätten wir doch Nicks Batterien mitgenommen! Der Generator hätte uns im Normalfall in solch einer Situation geholfen – aber er durfte ja nur leer aufs Schiff. Und ein Generator ohne Benzin liefert keine 24 Volt… Torsten hatte noch zwei starthilfefähige Powerbanks im Hano gefunden, von denen jedoch nur noch eine geladen war. Gegen 17:00 Uhr funkt er mich an, dass die Zollbeamten mittlerweile endlich eine Batterie gefunden haben, aber nun das Starthilfekabel suchen. Ihre dienstlichen PKWs dürfen sie nicht nutzen. Und um 18:00 Uhr müssen sie die Tore schließen, es kann also sein, dass wir morgen nochmal kommen müssen.

Dann kommt um 17:45 Uhr der erlösende Funkspruch. Torsten sagt kein Wort, aber Hanos Motorgeräusch teilt mir mit, dass das Starthilfekabel gefunden wurde! Starthilfe eines Hafen-PKW und eine Lithiumionen-Powerbank haben gemeinsam das Wunder vollbracht. Fünf Minuten später geht das Tor auf, und Hano kommt herausgebraust.

Im letzten Abendlicht fahren wir zur Little Louisa, und als ich mit dem Mietwagen hinter Hano dahinschwebe, beschleicht mich wieder dieselbe prickelnde Aufgeregtheit, die ich schon beim Hinterherfahren mit Wohni nach Bremerhaven verspürt hatte. Ob nur ich die Rückansicht des Hano so betörend finde, oder ob auch andere Autofahrer ins Träumen geraten, wenn sie hinter Hano herfahren?

Auf jeden Fall sprechen wir an dem Abend dem südafrikanischen Rotwein zu und lassen ihn mit einem Cognac vor dem Hano ausklingen.

Ankunft in Little Louisa – die ersten Tage 24. September 2021

Ankunft in Little Louisa – die ersten Tage 24. September 2021

Die Übernahme des Mietwagens am Flughafen ist etwas merkwürdig. Wir werden nach einer mehr schlecht als recht durchwachten Flugnacht mit einem Redeschwall überschüttet (sehr freundlich natürlich), bei Nachfragen wird der gesamte Redeschwall wiederholt, und dann drücken sie uns einen Schlüssel in die Hand und erklären uns, wo auf dem großen Parkplatz das Auto zu finden ist. Naja, ziehen wir also los. Das Gepäck passt wunderbar in den Kofferraum. Dann rätseln wir, wer wo einsteigen muss. In Ländern mit Linksverkehr ist das Steuerrad natürlich rechts. Lage von Gangschaltung und Blinkerhebel ist gespiegelt, die Abfolge der Gänge und Pedale parallel verschoben. Wie froh bin ich, dass Torsten angeboten hat, die erste Fahrt zu machen… Er hat eine ganz einfache Logik entwickelt, um sich hier zurecht zu finden: In einem Land, in dem die Sonne mittags im Norden steht und die zunehmende Mondsichel ein C bildet, ist natürlich auch im Auto alles anders herum…

Nachdem wir die Hebel enträtselt haben, versuchen wir das Navi in Betrieb zu nehmen. Es dauert 10 Minuten bis wir merken, dass das große Display nur ein Radio sowie Hunderte von Apps und Widgets beherbergt, aber kein Navi. Also gehe ich wieder zum Schalter und bekomme dort ein kleines Mäppchen mit einem Garmin. Dessen Display hat etwa 1/3 der Fläche des Radiodisplays, und wir finden keinen günstigeren Platz für das Navi als im Getränkedosenhalter. Dort liegt er gut, und der Fahrer muss nach unten schielen oder den Beifahrer befragen. Das fördert den Teamgeist.

Die Stadt gefällt uns – vor allem nachdem wir aus dem Zentrum draußen sind. Rechts und links der großen Ausfallstraße finden sich große Einkaufszentren (wir werden also nicht verhungern), dann wird es immer grüner. 24 km vom Flughafen entfernt – so richtig „auf dem Land“ liegt unsere Ferienwohnung „Little Louisa“.

Es ist Frühling, die Temperaturen sind ähnlich wie bei uns, ein perfekter Übergang ohne Temperaturschock. Allerdings merken wir an der hochstehenden und brennenden Sonne, dass wir uns auf 33° Süd (im Vergleich zu unserer tiefstehenden Sonne auf 49° Nord) befinden. Am zweiten Tag mit 30°C beschließen wir, uns kurze Hosen zu kaufen, da wir auf den Flug nur lange Hosen mitgenommen haben und die kurzen im Hano sind. Doch am nächsten Tag trübt es sich schon ein, und wir freuen uns über die langen Hosen. Die Temperaturen sind hier unstetig, es ist entweder zu heiß oder zu kühl. Ich hatte mich immer gewundert, dass Reisende uns von kalten Abenden im südlichen Afrika berichtet hatten – die Temperaturkurven im Internet sahen doch ähnlich aus wie bei uns. Aber wir merken schnell, dass die 15°C am Abend sich hier deutlich kälter anfühlen als bei uns, was möglicherweise der brennenden Sonne am Tag geschuldet ist.

Wir genießen den wunderbaren Garten – Lavendel, Margeriten – und viele Büsche, die wir nicht kennen. In den ersten Sonnentagen essen wir draußen, morgens müssen wir schon die Stühle auf die Wiese rücken, um die ersten wärmenden Sonnenstrahlen einzufangen, aber es ist herrlich, wenn um unser Frühstück herum die Vögel erwachen. Wir erkunden spazierenderweise die Strände in der Umgebung (einige hartgesottene Südafrikaner gehen sogar baden). Einige Strände sind abenteuerlich felsig, um die Ecke taucht dann eine riesige Düne auf, die fast so groß ist wie die Pyla-Düne in Frankreich, die wir so gern haben. Und wir spazieren im nahegelegenen Maitland Nature Reserve, jedesmal als Einzige Wanderer… Wie auch bei uns im Garten hört man viele vertraute und vor allem exotische Vogellaute. Doch das Federvieh ist scheu, nur selten bekommt man einen Vogel zu sehen. Die Tausendfüßler und Heuschrecken sind weit weniger scheu, viele Käfer in ungewohnten Formen und Farben krabbeln auf den farbenfrohen Blüten. Den ersten Vertreter der „Big Five“ haben wir auch schon gesehen: Einen Löwen – genauer einen Ameisenlöwen. Es sind keine super-prickelnden Natur-Highlights, aber schöne beschauliche Landschaften – genau das, was wir uns zum Atemholen bis zum Empfang des Hano erhofft hatten.

Flugvorbereitungen – wie mache ich 10.000 Dinge kleiner und leichter? – September 2021

Flugvorbereitungen – wie mache ich 10.000 Dinge kleiner und leichter? – September 2021

Tja, nun sind wir wieder zurück in Leopoldshafen und haben zwei Wochen Zeit. Da sollte noch viel Zeit für Muße übrig sein und für Reiseplanung – hatten wir uns mal wieder gedacht…

Da allerdings die Liste der Dinge, die nicht mit dem Hano aufs Schiff durften, die man aber auch nicht so leicht vor Ort nachkaufen kann, doch sehr lang war, füllen sich zu Hause die Kisten mit auf dem Schiff unerlaubten Flüssigkeiten, elektronischen Geräten wie beispielsweise Navi oder mp3-Player, Fotoapparaten, diesem und jenem. Und unser Mut sinkt, wie wir all das in 8 kg Handgepäck und ein aufgegebenes Gepäckstück pro Person bringen sollen.

Wir machen es kurz: Wir haben alles transportieren können. Das aufgegebene Gepäck war sogar 7 kg leichter als erlaubt, und das Handgepäck hat glücklicherweise niemand nachgewogen. Wir auch nicht, wir wollten es gar nicht wissen… Da sie aber bei den Sicherheitskontrollen sehr rabiat mit unseren Gepäckstücken und deren Inhalt umgegangen sind, sie haben sogar das Laptop außen zerkratzt, waren wir froh, dass wir alles so gründlich und sorgfältig gepackt und gepolstert hatten. Während bei Torstens Handgepäck mehrere elektronische Geräte dem üblichen Sprengstoff-Abstrich unterzogen werden, konzentrieren sie sich bei mir auf die Gürteltasche – da sind nämlich einige Ersatzschlüssel des Hano drin. Offensichtlich sehr verdächtig, wenn man einen Bund mit einer Vielzahl an Schlüsseln mit Herstellungsdatum zwischen 1967 und 2021 bei sich trägt.

Vor der Abfahrt hatten wir gemerkt, dass es bei uns so langsam Herbst wurde: Zuerst mussten wir bei Kerzenlicht auf der Loggia frühstücken, an den letzten beiden Tagen hatte es morgens um 6:00 Uhr unter 10°C, was uns dann dazu verleitet hat, drinnen zu frühstücken. Wie schön, dass wir bald in den Frühlig fliegen!

Ein schönes langes Mittagessen verbrachten wir noch zu Hause mit Peter im Andreasbräu. Er war schon öfters in Namibia gewesen (aber niemals im Etosha oder Sossusvlei – zu viele Touris…) und nennt uns einige Orte abseits der üblichen Routen, in denen es besondere Sände zu bestaunen gibt. Einige seiner Tipps decken sich mit denen von Rebecca, die uns im August besucht und ebenfalls von Namibia vorgeschwärmt hatte. Nur damit niemand denkt, wir hätten nur gepackt und gar keine sozialen Kontakte mehr gehabt – für ein wenig Information, Träumen und Planen hatten wir also doch noch gute Gelegenheiten gefunden. Wobei für uns immer der beste Plan ist, an jedem Morgen auf Neue unserer Nase und unserem Bauchgefühl zu folgen. Die Planung legt bei uns keine Routen fest, sondern Handlungsoptionen.

Verabschiedung von Hano in Bremerhaven – 30. August 2021

Verabschiedung von Hano in Bremerhaven – 30. August 2021

Zwei Tage Fahrt hatten wir für die 650 km nach Bremerhaven einkalkuliert. Hanomag trabt wohlgelaunt und leichtfüßig durch Schmodderwetter und Regen mit atemberaubenden 67 km/h über die deutschen Bundesautobahnen. Wir fahren mit zwei Fahrzeugen und kochen und schlafen im Wohni, da Hano schon abgabefertig gepackt ist. Das Wohni verbraucht bei dieser Fahrt übrigens knapp 2/3 der üblichen Treibstoffmenge. Das wäre doch eine effektive Sofortmaßnahme zum Sprit sparen: Tempo 70 auf allen deutschen Bundesautobahnen! Wir kommen sonntags in Bremerhaven an und suchen eine Waschanlage, um Hano von dem Straßenstaub zu befreien. Fehlanzeige – sonntags haben die Waschanlagen hier zwar offen, aber kein Wasser! Durch die frische Farbschicht ist der Dreck glücklicherweise überschaubar und leicht mit Wasser aus dem Wohni abzuwaschen. Die händische Flaschenwäsche tut Hano sowieso besser als der Hochdruckreiniger… Montags (30.8.) kommt dann der große Tag – Survey (= Inspektion, ob wir alle Vorgaben bezüglich des Fahrzeuginhalts eingehalten haben) und Abgabe des Hano im Hafenterminal. Wir sind überpünktlich da, Hano blitzt und blinkt in der Morgensonne. Der Survey–Beamte ist sehr nett und sehr gründlich. Er schaut sich jedes Staufach an, lässt sich vom Fahrzeughalter eine kurze Beschreibung des Inhalts geben, und lässt sich die eine oder andere Kiste in den Staufächern ausführlicher zeigen. Z.B. den Werkzeugkoffer. Als Torsten ihn aufklappt, entdeckt der Beamte ein Feuerzeug. Das ist seit Jahrzehnten im Werkzeugkoffer, daher hatten wir es beim Ent–Packen völlig vergessen. Freundlich drückt er es Torsten in die Hand. Wir wussten ja, dass man keine Lebensmittel mitnehmen darf, daher hatten wir alle ausgeräumt und auch die Gewürzgläschen geleert. Den Salzvorrat hatten wir dringesessen – das ist ja weder pflanzlich noch tierisch. Aber es ist ein Lebensmittel – wir schütten es also in einen Beutel und stellen das leere Salzglas zurück. Mit allem Anderen ist der Beamte zufrieden – wir sind erleichtert. Allerdings sucht der Survey tatsächlich nur nach verbotenen Gegenständen, um die Sauberkeit kümmert er sich nicht. Die wird vor Auffahrt auf das Schiff kontrolliert (Schiffsbestimmungen) und dann nochmal im Zielhafen (Landesbestimmungen), d.h. es wird noch zwei weitere Hürden geben. Sei’s drum – wir fahren zum Container Terminal Wilhelm Kaisen – Eurogate. Wohni und ich müssen draußen warten, in diesen sensiblen Bereich darf nur Hano mit seinem Halter einfahren. Ein Gefühlmix aus Freude, Abenteuerlust, Hoffen und Bangen durchtobt mich, als Hano und Torsten durch die Eingangspforte des Terminals entschwinden. Für Torsten beginnt hier eine Odyssee, bis er Hano an genau derselben Stelle abstellen darf, an der er ihn im April 2018 abgeholt hat. Wir bleiben noch einen Tag in Bremerhaven, und beziehen dann Stellung auf einem Campingplatz in Butjadingen, von wo aus wir die Hafeneinfahrt beobachten können. Glücklicherweise haben wir die Räder dabei, wir machen einige schöne Radtouren und Spaziergänge in der Umgebung. So richtig will aber noch keine vollständige Entspannung aufkommen, da der Autofrachter noch vor Bremerhaven auf Reede liegt. Als er dann am Donnerstag abend gegen 22:00 Uhr einläuft, sind wir gerade beim Duschen, und sehen erst am nächsten Tag beim Schiffstracking, dass der Frachter schon wieder ausläuft. Wie wohl wird sich Hano in seinem Bauch fühlen?

Putzen – Packen – Planen – August 2021

Putzen – Packen – Planen – August 2021

Im September soll es nach Südafrika gehen: zuerst wird der Hano ab Bremerhaven verschifft, dann fliegen wir hinterher und treffen uns in Port Elizabeth (neuerdings Gqeberha) wieder.

Wir hatten ja gehofft, die freie Zeit bis zur Abfahrt des Hano mit Packen und Planen verbringen zu können – mit viel Muße und Einstimmung auf die kommenden Reise-Erlebnisse.

Und wir hatten gedacht, „wir haben ja schon einmal verschifft und wissen, worauf man achten muss“. Das wäre ja zu schön gewesen.

Unerwartet getroffen hat uns die Regelung, dass der Hano nicht nur so sauber sein muss, wie er es schon auf der Rückfahrt von Kolumbien war (also sehr sauber geputzt und kein Öl darf tropfen – das hatte er damals einwandfrei gemacht), sondern es dürfen keinerlei Erdreste mehr in irgendeinem Winkel der Rad- oder Staukästen sein, auch die Campingausrüstung im Innern des Hano wird auf Schmutz kontrolliert. Denn Südafrika hat sich vor einigen Jahren aus Europa die Maul- und Klauenseuche eingeschleppt und will das nicht wiederholen. Sehr verständlich, aber mit den verwinkelten Hano so sauber zu putzen ist eine wahre Herausforderung. Um es kurz zu machen: die ersten zweieinhalb Wochen unserer langen Auszeit haben wir ausschließlich mit Putzen verbracht. Abends haben wir dann den Dreck von uns herunter gekratzt, damit unser Bettchen uns zum Schlafen hineinlässt – das war eine etwas andere Art der Muße als wir uns erhofft hatten. Alles, was geputzt war, wurde sofort frisch gestrichen, damit wir den Staub und Dreck, der bei der Überführung nach Bremerhaven wieder auf den Hano fällt, vor der Abgabe leicht wieder abwaschen können. In den folgenden zwei Wochen fand sich dann nach und nach immer mehr Packen in unserem Tagesplan, wobei wir oft noch ungeputzte Eckchen fanden, und dann kamen wieder alle möglichen Geräte von der Draht- bis zur Zahnbürste zum Einsatz.

Auch einige andere Regelungen haben sich verschärft, so darf man beispielsweise keine Schmierstoffe mehr mitnehmen. Da wir kein modernes Auto haben, für das man weltweit mit der Schlüsselnummer das passende Ersatzteil oder das richtige Motoröl kaufen kann, sind die Recherchen angelaufen, welche in Südafrika erhältlichen Öle den deutschen Hanomag-Spezifikationen aus den 60‘er Jahren entsprechen. Und wo in Port Elizabeth man es denn käuflich erwerben kann. Hierbei war das Internet sehr hilfreich – aber eigentlich wollten wir ja mit dem voll analogen Hano losziehen, um diesen Computer-Quatsch mal hinter uns zu lassen…

Diesel-Ersatz-Kanister sowie Gasflaschen müssen nicht nur leer sein, sondern man muss sich das Leersein für je 70 € von einer zertifizierten Stelle bescheinigen lassen. Wir haben gar nicht erst begonnen, diese Regelung zu hinterfragen oder uns aufzuregen, sondern sofort einstimmig beschlossen, unseren Kanister und die Flaschen zu Hause zu lassen und in Port Elizabeth neu zu kaufen.

Da Hano immer vollständig ausgerüstet mit Werkzeug, Ersatzteilen und Betriebsstoffen ist, mussten wir ihn also gezielt Ent-Packen (und Kauf- und Packlisten für Port Elisabeth erstellen), um ihn tauglich für den Survey zu machen, der vor der Hafeneinfahrt in Bremerhaven die Einhaltung aller Vorgaben überprüft.

Kurzum: Bis wir losfahren mussten, um den Hano zur Verschiffung zu bringen, wurde hauptsächlich geputzt und ent-packt. Ein wenig Zeit haben wir doch mit Packen verbracht: Liebevoll und ausführlich haben wir Werkzeug und Ersatzteile für Hano gepackt, die Kiste für Bremsen-Ersatzteile hat Torsten sogar rosa gestrichen, damit sich die Ersatzteile darin wohlfühlen und nicht raus an die Bremsen wollen. Etwas schneller dann die wichtigen Utensilien für uns, wie Kompass, Brillen, Campingausrüstung für Trekkingtouren, usw. Unsere Kleidung haben wir mal wieder kurz vor der Abfahrt in 15 Minuten in den Kleiderschrank geworfen – wir wissen nicht mehr genau, was drin ist, aber Klamotten sind weltweit nachkaufbar, man muss Prioritäten setzen.

Hurra, hurra – Hano ist da! – 29. September 2021, Port Elizabeth, Little Louisa

Hurra, hurra – Hano ist da! – 29. September 2021, Port Elizabeth, Little Louisa

Hocherfreut, verwundert versus „das ist doch ganz normal, das muss einfach so sein“, erleichtert, erschöpft – viele Gedanken gehen uns durch den Kopf, viele Emotionen durchbrausen unser Herz, als Hano endlich vor unserem Feriendomizil „Little Louisa“ in einem wunderbar grünen und ruhigen Vorort von Port Elizabeth steht.

Wir wollten diese positive Nachricht unserem Blog voranstellen, bevor wir retrospektiv einige der Stationen auf dem abenteuerlichen Weg von Port Leopold nach Port Elizabeth beschreiben.

(Den neuen Namen „Gqeberha“ für Port Elizabeth kann vor Ort kaum jemand korrekt aussprechen. Von daher seht uns nach, wenn wir in diesem Blog die Namen verwenden, die wir von den Menschen um uns herum hören, und die auch bis heute noch auf den Straßenschildern stehen. Die Namensnennung in diesem Blog ist rein pragmatisch und alltagsorientiert und soll keinerlei politische Einstellung oder Ewiggestrigkeit zum Ausdruck bringen.)